Superjumbo kommt nach Zürich«Der A380 ist ein plumper Stumpen»
Fritz Zollinger ist verliebt – in den Jumbo-Jet. Er fühlt sich als Verräter, wenn er mit dem A380 fliegt. Trotzdem kann er die Finger nicht von dem zweistöckigen Riesenvogel lassen, der am Mittwoch erstmals in Zürich landet.
Fast exakt 40 Jahre nach dem 747 Jumbo-Jet landet am Mittwoch um 8.30 Uhr der zweistöckige Airbus A380 erstmals in Zürich-Kloten. Fritz Zollinger stand im Februar 1971 mit glänzenden Augen am Pistenanfang in Oberglatt, als der erste Swissair-Jumbo und damals grösstes Passagierflugzeug der Welt auf der Piste 16 aufsetzte. Mit einem Haufen weiterer Flugzeug-Fanatiker ergötzte der damals 22-jährige Student sich am Anblick des Giganten der Lüfte.
Jumbo mobilisierte die Massen
Die Jumbo-Jets sorgten in Kloten für einen Grossandrang. Den Anlass der Swissair zur ersten Landung besuchten über 20 000 Jumbo-Fans. Wenn sich die zwei Swissair-Jumbos von und nach New York um die Mittagszeit auf dem Vorfeld trafen, drängten sich jeweils hunderte Menschen auf die Zuschauerterrasse des alten Terminals, ohne Sicherheitskontrollen passieren zu müssen. Hobby-Fotografen konnten sich bis wenige Meter an die Flugzeuge nähern. In sein Buch schrieb Zollinger: «Die Alpha (747) scheint selbstzufrieden zu lächeln.» Der Jumbo-Jet mit seiner gerundeten, gesichtsähnlichen Frontpartie ist für ihn mehr als eine Maschine. «Ich bin in den Jumbo verliebt. Der Flieger hat etwas Lebendiges und in der Frontpartie erkenne ich gar ein Gesicht.»
A380 als Jumbo-Verrat
Noch nicht wirklich ins Herz geschlossen hat er den Airbus A380, mit dem der 60-jährige Kadermann der Zürcher Baudirektion 2007 von Singapur nach Sydney geflogen ist. «Ich fühle mich als Verräter, wenn ich in den Superjumbo steige.» Wehmütig denkt er an die Zeiten zurück, als man sich in den altehrwürdigen Swissair-Jumbos im so genannten Raclette-Stübli auf dem engen «Upper Deck» einen Drink genehmigen konnte. Dazumal sei die 747 ein absoluter Quantensprung gewesen - punkto Komfort und Leistungsmerkmale des Fliegers. Der Jumbo war fast doppelt so hoch und transportierte doppelt so viele Passagiere wie sein Vorgängerflugzeug bei der Swissair, der DC-8-53.
Airbus investierte rund 15 Milliarden Franken in die Entwicklung des Superjumbos. Trotzdem sind bahnbrechende Neuerungen wie etwa grössere Fenster ausgeblieben. Das ist auch Fritz Zollinger aufgefallen. Der A380 sei zwar in der Kabine sehr leise, die Sitze komfortabel. «Selbst im ersten Stock fühlt man aber keinen spürbaren Unterschied zu anderen Grossraumflugzeugen.» Gar nicht erbaut ist der promovierte Kulturingenieur auch über das Design des Vogels. Zollinger nimmt in seinem Büro zwei Flugzeug-Modelle hervor, welche mit zig Jumbo-Miniaturen und Bildern verziert sind. «Die 747 ein eleganter Elefant, der A380 hingegen ein plumper, zu lange geratener Stumpen.»
Fensterplatz mit Feuerstoss
Die Liebe zu seinen Jumbo-Jets hat Zollinger weit getrieben. Er hat nicht nur das Buch «Bye Bye Boeing 747» geschrieben, sondern mit dem Jumbo mehrmals die Welt umkreist. Wie oft er mit der 747 geflogen ist, will er nicht verraten. «Eigentlich bin ich ja ein Grüner, aber es ist sicher eine dreistellige Zahl.» Wenn immer möglich bucht Zollinger Business-Class an einem Fensterplatz. Durch die Plastikscheibe der ersten Swissair-Jumbos beobachtete er ein Phänomen, das zu Beginn der 1970-er Jahre die Flugzeugmechaniker beschäftigte. «Immer wieder stiessen die Triebwerke der Jumbos bei der Landung einen Feuerstoss und eine Rauchwolke aus.»
Abkehr vom Spotter-Mekka
Wenn der A380 am Mittwoch mit Pauken und Trompeten und hoffentlich ohne Rauchschwaden in Kloten empfangen wird, steht Zollinger nicht beim Wurststand in Oberglatt, dem Flugzeug-Spotter-Mekka, sondern in seinem Büro.
Ganz die Finger vom Super-Jumbo kann aber auch Zollinger nicht lassen. Am Montag hat er wieder einmal Business-Class-Tickets gekauft. Für den ersten A380-Linienflug Zürich-Singapur vom 28. März.
Landung im Live-TV
20 Minuten Online überträgt am Mittwochmorgen die Landung des Superjumbos ab ca. 08.15 Uhr im Live-TV. Darüber hinaus berichten wir mit Reportagen und Video-Interviews laufend über den "Welcome A380"-Anlass.
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