Diese Kurven bedeuten Tod und Verderben

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US-DrohnenkriegDiese Kurven bedeuten Tod und Verderben

Eine interaktive Grafik zeigt die Entwicklung der US-Drohnenangriffe in Pakistan seit 2004. Ihre Zahl und jene der Opfer ist seit Barack Obamas Amtsantritt regelrecht explodiert.

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Eine US-Drohne hat letzte Woche in Pakistan drei mutmassliche Islamisten getötet. Zwei Raketen trafen in der Nacht zum Freitag das Fahrzeug mit den Männern in der Region Nord-Wasiristan nahe der Grenze zu Afghanistan. Die Regierung Obama hat die Drohnenangriffe zum wichtigsten Mittel ihres Kriegs gegen den Terrorismus gemacht. Zahlreiche mutmassliche Al-Kaida-Mitglieder und Taliban-Kämpfer wurden in den vergangenen Jahren mit gezielten Angriffen von unbemannten Drohnen getötet. Regierung und Bevölkerung in Pakistan lehnen sie ab. Wie viele unschuldige Zivilisten umgekommen sind, ist unklar.

Eine interaktive Grafik versucht nun, Licht in den klandestinen Krieg zu bringen. Hergestellt wurde sie vom Unternehmen Pitch Interactive in der kalifornischen Universitätsstadt Berkeley, das auf die Visualisierung von Daten spezialisiert ist. Unter dem Titel «Aus den Augen, aus dem Sinn» stellt die Grafik alle 366 registrierten Drohnenangriffe in Pakistan seit 2004 dar. Sie zeigt, wie ihre Zahl seit dem Amtsantritt von Barack Obama 2009 massiv zugenommen hat. Nur wenige Opfer – exakt 47 oder 1,5 Prozent – sollen «hochkarätige» Terroristen gewesen sein. 175 Opfer waren Kinder und 535 weitere Zivilisten. Die grosse Mehrheit von 2348 waren «angebliche Kämpfer».

«Wir wollen die Leute schockieren»

Die für die Grafik verwendeten Daten stammen vom Bureau of Investigative Journalism, einer britischen Nonprofit-Organisation, die umfangreiche Recherchen zum Drohnenkrieg durchgeführt hat. «Wir wollen die Leute schockieren», erklärte der zuständige Grafiker Wesley Grubbs im Interview mit der «Huffington Post» die Motivation für seine Arbeit. Nicht nur die Zahl der Opfer solle aufrütteln, sondern auch «das Ausmass dessen, was wir nicht wissen». Zumindest für Kontroversen hat die Visualisierung bereits gesorgt, wie diese Diskussion auf Reddit zeigt, in der die Klassifizierung der Opfer in Frage gestellt wird.

Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Amerikaner den Drohnenkrieg befürwortet. Dennoch hat die Kritik auch in den USA in letzter Zeit zugenommen, sogar von rechten Politikern. Diese hinterfragen nicht die Angriffe an sich, sondern die Tatsache, dass die Regierung Obama selbst Drohneneinsätze auf US-Territorium gegen US-Bürger nicht ausschliessen will. Der republikanische Senator Rand Paul hat deswegen mit einem 13-stündigen Redemarathon die Ernennung von John Brennan zum neuen CIA-Direktor verzögert. Brennan gilt als «Architekt» des Drohnenkriegs von Barack Obama.

Out of Sight, Out of Mind

Die für die interaktive Grafik verwendeten Daten stammen zur Hauptsache von der Nonprofit-Organisation Bureau of Investigative Journalism.

Die Liste der «High Profile Targets» stammt von der New America Foundation.

Die interaktive Grafik wurde von Pitch Interactive erstellt.

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