«Innocence of Muslims»Porno-Regisseur hat das Video gedreht
Der Nebel um den islamfeindlichen Film «Unschuld der Muslime» lichtet sich langsam. Gefilmt hat das Werk ein Mann, der bislang in einem anderen Milieu drehte.
Der Amateurfilm, der den Propheten Mohammed verunglimpft und die Muslime als unmoralisch und gewalttätig darstellt, wurde offenbar im vergangenen Jahr von einem koptischen Christen gemeinsam mit einer rechten evangelikalen Gruppe produziert. Laut US-Medien leitete ein Porno-Regisseur die Dreharbeiten in Duarte bei Los Angeles.
Als Schlüsselfigur erscheint bisher Nakoula Basseley Nakoula. Der 55-jährige Kopte steckt nach Angaben von US-Medien hinter dem Pseudonym «Sam Bacile», der nach Beginn der Proteste vor knapp einer Woche im «Wall Street Journal» den Islam als «Krebs» beschimpfte.
Nakoula gab später zu, den 14-minütigen Trailer des Films ins Internet geladen zu haben. Zudem kündigte der in den USA lebende Ägypter an, den gesamten rund zweistündigen Film verbreiten zu wollen.
Vorübergehende Festnahme
Nakoula wurde am Samstag kurz von der US-Justiz vernommen. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP später, der 55- Jährige sei zu möglichen Verstössen gegen seine Bewährungsauflagen vernommen worden. Nakoula war 2010 wegen Bankenbetrugs verurteilt worden und darf fünf Jahre lang weder Computer noch das Internet benutzen.
Neben Nakoula soll auch die Organisation Media for Christ an der Produktion des Films beteiligt gewesen sein. Der Gruppe gehören islamfeindliche evangelikale Christen wie der Pastor Terry Jones in Florida an, der wegen der Verbrennung des Korans zu Bekanntheit gelangt war.
Nach Angaben des Klatsch-Magazins «Gawker» wurde der Film von dem 65-jährigen Regisseur Alan Roberts gedreht, der bisher vor allem Porno- und Actionfilme machte.
Nach Darstellung von Schauspielern des Low-Budget-Films, die «Gawker» interviewte, wussten sie nicht, dass der Streifen das Leben des Propheten Mohammed thematisiert. Demnach wurde der Film nach dem Dreh neu synchronisiert.
Radikale Christen
Laut Medienberichten arbeiteten neben Nakoula und Roberts auch die beiden radikalen Christen Steve Klein und Joseph Nassralla, der einer christlichen Hilfsorganisation in Duarte vorsteht, an dem Film mit.
Die «Los Angeles Times» berichtete am Sonntag, Nakoula, Klein und Nassralla seien alle von dem aus Ägypten stammenden koptischen Prediger Zakaria Botros Henein beeinflusst, der für seine Hetze gegen den Islam bekannt sei.
Demnach predigt Botros, dass der Prophet Mohammed ein Homosexueller und Kinderschänder gewesen sei. Alle drei Männer äusserten sich laut dem Bericht lobend über den Prediger, der im Süden Kaliforniens lebt.
Botros war am Sonntag zunächst nicht erreichbar, doch auf seinem Fernsehsender Alfady verteidigte er den Film. Laut der «Los Angeles Times» wurde Botros in Ägypten wegen der versuchten Missionierung von Muslimen mehrfach inhaftiert und schliesslich ins Exil gezwungen. Demnach lebte er zunächst in Australien, bevor er Anfang der 2000er nach Kalifornien kam.
Meinungsfreiheit
Auch wenn sich der Hintergrund des Films langsam klärt, bleibt es ein Rätsel, warum der Film erst Monate, nachdem er ins Netz gestellt wurde, für Proteste sorgte. Seit ihrem Beginn wurden in Libyen, Tunesien, dem Jemen, dem Sudan und anderen Ländern mindestens 15 Menschen getötet, darunter der US-Botschafter in Libyen und drei seiner Mitarbeiter.
Die US-Regierung hat den Film verurteilt, doch jedes Vorgehen dagegen ausgeschlossen. Laut der US-Verfassung fällt auch beleidigende Kritik unter Meinungsfreiheit. (sda)