Benutzt Israel Kinder als Schutzschilde?

Aktualisiert

Zehn-Jahres-BerichtBenutzt Israel Kinder als Schutzschilde?

Das UN-Komitee für Kinderrechte hat Israel vorgeworfen, Minderjährige militärisch zu missbrauchen: Sie würden gegen Steinewerfer an Jeeps gebunden oder müssten Sprengstoff-Taschen durchsuchen.

von
phi

Das UN-Komitee für die Rechte von Kindern hat schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben: Israel foltere Kinder und benutzte sie als Schutzschilde, die von Militärs im Gaza-Streifen oder der West Bank aufgegriffen werden. Die Minderjährigen werden dem Report zufolge mit Blick auf die Bereiche Bildung und Gesundheit benachteiligt und hätten keinen Zugang zu sauberem Wasser, berichtet die Nachrichtenagentur «Reuters».

«Palästinensische Kinder, die von Militär und Polizei verhaftet werden, werden systematisch herabwürdigend behandelt und oft gefoltert. Sie werden auf Hebräisch befragt, eine Sprache, die sie nicht verstehen. Sie unterschreiben Geständnisse auf Hebräisch, damit sie freigelassen werden», zitiert «Reuters» aus dem Bericht. Wenn Soldaten Kinder wegen des Werfens von Steinen verhaften, drohten denen bis zu 20 Jahre Haft

In dem Konflikt seien sowohl israelische wie auch palästinensische Kinder betroffen, aber letztere würden mehr leiden, so der UN-Bericht. «Hunderte palästinensischer Kinder wurden durch Luft- und Marine-Angriffe auf dicht besiedeltes Gebiet getötet und tausende verletzt. Dabei wurden die Prinzipien von Proportionalität und Unterscheidung [von Zivilisten und Kombattanten] ausser Acht gelassen.»

Neunjähriger als Sprengstoff-Schutz

Insbesondere der Missbrauch von Kindern als Informanten oder Schutzschilde beunruhigt das Komitee: Zwischen Januar 2010 und März 2013 will die UN allein von 14 solcher Fälle erfahren haben. «Fast alle Fälle, in denen Kinder als lebende Schutzschilde benutzt wurden, bleiben ungestraft. Soldaten, die einen Neunjährigen mit gezogener Waffe zwangen, Taschen zu durchsuchen, in denen sie Sprengstoff vermuteten, wurden bloss für drei Monate suspendiert und degradiert.

In einem Untersuchungszeitraum von zehn Jahren sollen 7000 palästinensische Kinder von Israelis verhaftet worden sein. Ihr Alter lag demnach meistens zwischen zwölf und 17 Jahren, doch einige sollen auch nur neun gewesen sein. Das UN-Komitee für die Rechte von Kindern besteht aus 18 unabhängigen internationalen Experten, die die Umsetzung eines 1990 geschlossenen Vertrages überwachen soll.

Israel Regierungssprecher Yigal Palmor wies die Vorwürfe der Kommission zurück: Es handele sich um alte Anschuldigungen, die neu verpackt worden seien. Mit UNICEF habe es zuletzt im März eine Zusammenarbeit gegeben, die reibungslos gelaufen sei, betonte Palmor.

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