Eskalation drohtKim genehmigt Atomschlag gegen die USA
Eskaliert jetzt die Situation in Korea? Das Kim-Regime hat der Armee die Erlaubnis gegeben, Atomwaffen gegen die USA einzusetzen. Unklar ist, wie es mit der Wirtschaftssonderzone Kaesong weitergeht.
Im Konflikt mit Südkorea und den Vereinigten Staaten geht Nordkorea weiter auf Konfrontationskurs. Ein Atomangriff auf die USA sei endgültig genehmigt worden: In einer über die amtliche Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung erklärte der Generalstab am Donnerstag (Ortszeit), bei dem «gnadenlosen Einsatz» könnten «moderne» Waffen eingesetzt werden. Die Regierung in Washington werde formal darüber informiert, dass dies eine Reaktion auf Drohungen aus den USA sei.
Nordkorea hatte bereits vor einem Monat mit einem Präventivschlag gegen die USA gedroht. Vergangene Woche ordnete die Armee an, die Raketen für einen Angriff auf die USA in Bereitschaft zu versetzen. Wenig später erklärte Pjöngjang, es befinde sich mit Südkorea im «Kriegszustand».
Nordkorea verfügt nach Ansicht von Experten allerdings nicht über die technischen Mittel, das US-Festland mit Langstreckenraketen anzugreifen. Doch ein Angriff mit Mittelstreckenraketen etwa auf die US-Truppen in Südkorea oder Militärstützpunkte in Japan läge durchaus im Bereich des Möglichen. Ferner kann das Land mit seinen Raketen Ziele in ganz Südkorea erreichen.
Atomanlage vielleicht bald einsatzbereit
Das Kim-Regime hat offenbar bereits damit begonnen, die teilweise stillgelegte Atomanlage in Yongbyon wieder aufzubauen, so dass sie schneller als erwartet einsatzfähig sein könnte. Das US-Korea-Institut an der John Hopkins Schule für Internationale Studien erklärte nach der Auswertung von Satellitenbildern, dass möglicherweise bereits Anfang Februar mit dem Wiederaufbau begonnen worden sei.
Nordkorea hatte erst am Dienstag angekündigt, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Dort könnten dann auch Bestandteile für Atomwaffen produziert werden.
Kaesong abgeriegelt
Unklar ist derzeit die Situation in der Sonderwirtschaftszone Kaesong. Das südkoreanische Vereinigungsministerium hat einen Medienbericht dementiert, wonach Nordkorea alle südkoreanischen Arbeiter zum Verlassen des gemeinsamen Industriekomplexes an der Grenze bis zum 10. April aufgefordert habe.
Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag berichtete, basiere der Bericht auf einem Missverständnis. Die nordkoreanischen Behörden hätten lediglich einige Unternehmen aufgefordert, eine Liste mit Namen von Arbeitern zu übergeben, die den Komplex bis zu diesem Datum verlassen wollten. Laut Seoul befanden sich am Donnerstagmorgen noch 812 Südkoreaner in der Anlage.
Der kommunistische Staat hat auch am Donnerstag die Einreise südkoreanischer Pendler in den Komplex verweigert. Nordkorea habe nur den Südkoreanern die Ausreise erlaubt, die sich im Komplex aufhielten, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Behörden.
An der Grenze warteten am Morgen rund 40 Fahrzeuge auf Zugang zu dem Komplex, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Nachdem über Lautsprecher mitgeteilt worden sei, dass südkoreanischen Arbeitern weiter keine Einreiseerlaubnis erteilt werde, seien die Fahrzeuge umgekehrt.
USA besorgt
Seit einem nordkoreanischen Raketentest im Dezember und einem Atomwaffentest Pjöngjangs im Februar wuchsen stetig die Spannungen zwischen den beiden Ländern, die sich seit 1953 formell noch im Kriegszustand befinden. Erst am Dienstag hatte Pjöngjang angekündigt, den Reaktor von Yongbyon wieder in Gang zu setzen und damit sein Atomwaffenprogramm zu stärken.
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel warnte am Mittwoch eindringlich vor der «echten und klaren Gefahr» durch das nordkoreanische Atomprogramm. «Sie haben jetzt nukleare Fähigkeiten, sie haben Fähigkeiten zum Raketenabschuss», sagte er am Mittwoch nach einer Rede in Washington.
USA rüsten sich
Das Pentagon kündigte zudem an, angesichts der Drohungen aus Nordkorea «in den kommenden Wochen» ein Raketenabwehrsystem auf der zu den USA gehörenden Pazifik-Insel Guam aufzustellen. Das US-Militär beorderte in den vergangenen Tagen bereits Kampfflugzeuge und Zerstörer in die Region.
«Die USA bleiben wachsam angesichts der nordkoreanischen Provokationen und stehen bereit, US-Territorium, unsere Alliierten und unsere nationalen Interessen zu verteidigen», sagte eine Pentagon-Sprecherin bei Bekanntgabe der Pläne für die Raketenabwehr auf Guam. (aeg/hhs/sda)
China alarmiert über Eskalation mit Nordkorea
China ist höchst beunruhigt über die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel. Im Falle eines Krieges auf der koreanischen Halbinsel fürchten Chinas Generäle nicht nur Flüchtlingsströme, sondern auch eine nukleare Katastrophe.
«Die Generäle machen sich grosse Sorgen», sagt eine Quelle mit langjährigen, persönlichen Beziehungen zu hohen Militärs. Angesichts des Säbelrasselns des jungen Militärführers Kim Jong Un und der grossen Spannungen werde befürchtet, dass ein dummer Zufall eine Konfrontation auslösen könnte «und Nordkorea in Flammen steht».
Für diesen Fall gebe es Planungen, sagt die Quelle der Nachrichtenagentur dpa in Peking: Chinesische Streitkräfte sollten schnell versuchen, die nuklearen Anlagen in Nordkorea unter Kontrolle zu bringen und zu sichern, um Schlimmeres zu verhindern. «Niemand spricht von der Gefahr, dass in Nordkorea so etwas wie in Fukushima passieren könnte», habe einer der Generäle jüngst in einem vertraulichen Gespräch gewarnt. Nichts davon wird allerdings offiziell bestätigt. (sda)