Amtsantritt«Ein Papst muss alle zärtlich umarmen»
Unter dem Jubel Hunderttausender Menschen hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz offiziell sein Amt angetreten. Dabei zeigte er - einmal mehr - keine Berührungsängste.
Papst Franziskus hat vor Hunderttausenden von Pilgern und Touristen sein Amt als Kirchenoberhaupt der Katholiken offiziell angetreten. Einem feierlichen Ritus folgend erhielt der neue Papst auf dem Petersplatz den traditionellen Fischerring und das Pallium.
Die Überreichung der päpstlichen Insignien markiert den Beginn des Pontifikats. Stellvertretend für alle Kardinäle gelobten sechs Purpurträger anschliessend Franziskus feierlich ihren Gehorsam.
Danach rief Franziskus zum «Schutz der Schwächsten» auf und forderte gegenseitigen Respekt. Die «Omen der Zerstörung» wie Hass, Neid und Stolz dürften das Leben nicht zersetzen.
Auch ein Papst müsse «seine Arme für alle Menschen Gottes öffnen und die ganze Menschheit mit zärtlicher Zuneigung umarmen, vor allem die Ärmsten, die Schwächsten, die Unwichtigsten», sagte Franziskus.
Volksnaher Pontifex
Vor Beginn der Messe fuhr Franziskus mehr als eine halbe Stunde lang im offenen Wagen über den Petersplatz. Er hatte sich seit seiner Wahl am vergangenen Mittwoch bereits mehrfach als bescheidenes und volksnahes Kirchenoberhaupt gezeigt und den Kontakt zu normalen Gläubigen gesucht.
Die Nationalfarben Blau und Weiss von Franziskus' Heimatland Argentinien flatterten über der Menge. Der Papst winkte aus seinem Wagen und küsste Babys. Bei einer Gruppe von Rollstuhlfahrern liess er den Wagen anhalten und segnete einen Mann.
Der argentinische Kardinal und Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, war nach nur fünf Wahlgängen vergangene Woche vom Konklave seiner 114 Mitkardinäle zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. bestimmt worden. Benedikt war im Februar aus Altersgründen zurückgetreten.
Bescheidene Feier
Die offizielle Amtseinführung im Petersdom ist traditionell äusserst prunkvoll. Diesmal fiel sie etwas bescheidener aus als noch bei Benedikt 2005. Dennoch zog sie 132 Delegationen und religiöse Würdenträger aus aller Welt an. Darunter ist auch erstmals seit der Kirchenspaltung vor knapp tausend Jahren ein griechisch-orthodoxer ökumenischer Patriarch.
Nach der Messe wollte Franziskus jede der Regierungsdelegationen empfangen. Am Mittwoch soll es eine Audienz mit Delegationen von Gläubigen geben. (jbu/sda)