Auf Druck der USASnowdens E-Mail-Anbieter macht dicht
Edward Snowdens E-Mail-Dienst Lavabit galt bisher als sicher und zuverlässig. Nun macht das Unternehmen aber dicht - wohl auf Druck der US-Behörden.
NSA-Whistleblower Edward Snowden muss sich offenbar einen neuen E-Mail-Anbieter suchen: Das Berichten zufolge bisher von ihm genutzte Unternehmen Lavabit teilte am Donnerstag mit, es schliesse. Der Besitzer der in Dallas ansässigen Firma, Ladar Levison, deutete in einer auf seiner Webseite veröffentlichten Erklärung an, es sei ihm untersagt worden, Details dazu mitzuteilen.
«Ich wünschte, ich könnte mit euch legal teilen, welche Ereignisse zu meiner Entscheidung geführt haben», erklärte Levison. «So wie die Dinge derzeit stehen, kann ich nichts über meine Erfahrungen in den letzten sechs Wochen sagen, obwohl ich zweimal die entsprechenden Anfragen gestellt habe.» Er mache seine Firma lieber zu, als dass sie sich «mitschuldig an Verbrechen gegen das amerikanische Volk macht». Mit anderen Worten: Das Unternehmen wurde offenbar auf Druck der US-Behörden zur Schliessung gezwungen.
Schliessung aus Protest?
In Levisons Erklärung wurde weder Snowden namentlich erwähnt noch eine konkrete Ermittlung gegen sein Unternehmen. Der Zeitpunkt der Erklärung legt aber nahe, dass Lavabits Schliessung aus Protest gegen die US-Fahndung gegen den 30-jährigen früheren Systemanalysten des Geheimdienstes NSA erfolgt, der umfassende Details über Spähprogramme bei der Telefon- und Internetnutzung enthüllt hat.
Für ein E-Mail-Konto Snowdens bei Lavabit gibt es mehrere Indizien. Die russische Menschenrechtsaktivistin Tanja Lokschina hat erklärt, vor ihrem Treffen mit Snowden im vergangenen Monat auf einem Moskauer Flughafen habe sie eine E-Mail von ihm mit einer Lavabit-Adresse erhalten. Eine Online-Datenbank des Massachusetts Institute of Technology zeigt, dass auf den Namen «Ed Snowden» drei Adressen in den vergangenen vier Jahren bei Lavabit registriert waren.
Lavabit sicherer als Yahoo und Google
Lavabit könnte Snowdens Wahl gewesen sein, weil der E-Mail-Anbieter sich als sichere, der Privatsphäre verpflichtete Alternative zu den Webmail-Diensten von Yahoo und Google dargestellt hat. In inzwischen nicht mehr im Internet abrufbaren Werbematerial von Lavabit hatte es geheissen, der Dienst sei speziell dafür konzipiert worden, geheimen Abfragen von US-Behörden zu widerstehen.
Levison kündigte an, seine Firma bereite juristische Schritte vor, um «Lavabit als amerikanisches Unternehmen wieder auferstehen zu lassen». (kle/sda)