Giftgas in Syrien?«Die hohen Zahlen klingen verdächtig»
1300 Menschen sollen bei einem Angriff in Syrien getötet worden sein. Chef-Waffeninspektor Åke Sellström würde gerne ermitteln – aber ohne Auftrag der UNO sind ihm die Hände gebunden.
Der Schwede Åke Sellström, Leiter der UN-Waffeninspektoren in Syrien, schaltet sich in die Debatte um den angeblichen Giftgasangriff östlich von Damaskus ein: «Die hohe Zahl der Toten und Verletzten kommt mir verdächtig vor», sagte er der schwedischen Nachrichtenagentur TT per Telefon aus dem Zentrum Damaskus, wo sich sein Team derzeit aufhält. «Wir sollten uns das anschauen», sagte er weiter.
Allerdings müsse zunächst ein UN-Mitglied einen Antrag stellen und die syrische Regierung zustimmen, sagte Sellström. Unmittelbar danach kündigte Frankreich einen solchen Antrag bei den Vereinten Nationen an. Grossbritannien will den mutmasslichen Giftgasangriff vom Mittwoch zudem zum Thema im Sicherheitsrat machen, wie die Regierung in London mitteilte. «Wir sind bereit», sagte Sellström.
75 Videos aufgetaucht
Die syrischen Regierungstruppen sollen bei Angriffen auf Dörfer östlich von Damaskus 1300 Menschen getötet und dabei auch Giftgas eingesetzt haben.
Das sagte George Sabra, ein Vertreter der oppositionellen Nationalen Syrischen Allianz, am Mittwoch in Istanbul. Die Regierung dementierte den Einsatz von Giftgas.
Im Internet sind bereits 75 Videos des Angriffs aufgetaucht, so viele wie nie zuvor. «Die Videoaufnahmen sind konsistent mit früherem Material», sagte twittert Selfmade-Waffenspezialist und Syrienkenner Eliott Higgins gegenüber 20 Minuten. Die gezeigten Symptome passten zu einem Chemiewaffen-Angriff, darunter Krämpfe, verkleinerte Pupillen, Schaum vor dem Mund. Welcher Kampfstoff genau verwendet wurde, lasse sich ohne Proben hingegen nicht ermitteln, so Higgins weiter.
(Video: Youtube/تنسيقية كفربطنا)
Assad hat enormes Chemiewaffe-Arsenal
Assads Armee soll über das weltweit viertgrösste Arsenal an Chemiewaffen verfügen, unter anderem über Senf- und Nervengas. Chemische Waffen sind international geächtet, ihre Herstellung und Lagerung sind laut einer Konvention verboten.