Kämpfe um Aleppo werden brutaler

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Assad-Truppen greifen anKämpfe um Aleppo werden brutaler

Die Regierungstruppen versuchen offenbar mit aller Macht die heftig umkämpfte Stadt Aleppo einzunehmen. Indes melden die Rebellen den Tod eines russischen Generals.

Die syrische Armee hat offenbar ihre lange angekündigte Bodenoffensive gegen die Rebellen in der Stadt Aleppo begonnen. Die Armee drang am Mittwoch mit Panzern in den Stadtteil Salaheddin ein, der bislang als Hochburg der Aufständischen galt.

Nach Angaben von Regierungsseite gelang es der Armee, weite Teile des Stadtteils zu erobern. Die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, die Armee habe die Kontrolle über Salaheddin errungen. Viele «Terroristen» seien getötet oder verhaftet worden.

Von Seiten der Aufständischen gab es unterschiedliche Berichte. Während einige den Rückzug der Rebellen in andere Stadtteile Aleppos bestätigten, bestritten andere diese Informationen. Es gab Berichte, wonach neben Salaheddin auch andere Stadtteile weiter heftig umkämpft seien. Eine Oppositionsgruppe im Ausland sprach von den schwersten Kämpfe seit Beginn der Schlacht um Aleppo.

Der Angriff erfolgte einen Tag nachdem sich Präsident Baschar al- Assad zum ersten Mal seit zwei Wochen im Staatsfernsehen gezeigt hatte. In den vergangenen Tagen hatte die Regierung an die 20 000 Soldaten um Aleppo zusammengezogen. Ihnen gegenüber stehen etwa 6000 bis 8000 Rebellen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte den Einsatz schwerer Waffen in den Wohngebieten der Stadt. Die Organisation veröffentlichte in ihrem jüngsten Bericht Satellitenbilder aus der nordsyrischen Metropole, die 600 Einschlagkrater zeigen, die von schwerkalibrigen Artilleriegranaten stammen.

Neue diplomatische Bemühungen

Unterdessen kündigte die französische Regierung eine weitere Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats zu Syrien an. Als Termin für das Treffen auf Ebene der Aussenminister nannte Paris am Mittwoch den 30. August. Die Teilnahme Russlands und Chinas ist UNO- Diplomaten zufolge noch nicht gesichert.

Die Regierung in Teheran gab bekannt, am Donnerstag in Teheran mit den Vertretern von rund einem dutzend Ländern über Syrien beraten zu wollen. Syriens Nachbarland Libanon hatte eine Teilnahme ebenso abgelehnt wie der scheidende UNO-Sonderbotschafter für Syrien, Kofi Annan.

Im Streit um die in Syrien entführten Iraner, räumte der iranische Aussenminister Ali Akbar Salehi gleichentags ein, dass einige der Entführten pensionierte Revolutionsgarden seien. Doch hätten sie sich zum Besuch schiitischer Heiligtümer in Damaskus aufgehalten, sagte Salehi der iranischen Nachrichtenagentur ISNA.

Syrische Rebellen hatten die Iraner vor einigen Tagen gefangengenommen. Sie verdächtigen die Führung in Teheran, sie als Kämpfer eingeschleust zu haben, um den Verbündeten Assad an der Macht zu halten.

Hidschab offenbar in Jordanien

Die Regierung in Moskau wies Berichte über die Tötung eines russischen Generals in Syrien zurück. General Wladimir Kuschejew sei am Leben, meldeten russische Nachrichtenagenturen. Eine syrische Rebellengruppe hatte zuvor erklärt, sie habe Kuschejew in einem Quartier am Rande von Damaskus getötet.

Die Regierung in Amman bestätigte unterdessen offiziell, dass sich Assads geflohener Ex-Ministerpräsident Riad Hidschab in Jordanien aufhält. In einer spektakulären Aktion hatte sich Hidschab vor wenigen Tagen ins Ausland abgesetzt und den Aufständischen angeschlossen. (sda)

Türkei meldet nächtlichen Flüchtlingsstrom aus Syrien

Auf der Flucht vor der eskalierenden Gewalt in Syrien haben einem Medienbericht zufolge in der Nacht auf Mittwoch rund 2.400 Syrer die Grenze zur Türkei überquert. Unter den Flüchtlingen seien zwei Generäle und zwei Oberste, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Angesichts des Kämpfe um die Wirtschaftsmetropole Aleppo hat die Zahl der syrischen Flüchtlinge in der Türkei in den vergangenen zwei Tagen deutlich zugenommen. Die Behörden berichteten allein am Dienstag von 1328 Flüchtlingen, die in der Türkei eingetroffen seien. Insgesamt haben bislang rund 50 000 Syrer im türkischen Nachbarland Zuflucht gefunden. (dapd)

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