Kampf um TV-Zentrum in Aleppo

Aktualisiert

Krieg in SyrienKampf um TV-Zentrum in Aleppo

Ein Medienzentrum in Aleppo ist offenbar seit heute morgen früh hart umkämpft. Die UNO hat derweil Bebachter abgezogen. Das IKRK spricht von einer «besorgniserregenden Lage».

von
bem
«Syrische Armee und Rebellen kämpfen um Kontrolle über Medienzentrum in Aleppo»: Website des US-Nachrichtensenders CNN

«Syrische Armee und Rebellen kämpfen um Kontrolle über Medienzentrum in Aleppo»: Website des US-Nachrichtensenders CNN

Die Rebellen hätten das Gebäude mit Studios mehrerer staatlicher TV- und Radiostudios nach Angaben des Loaklen Koordinationskomitees der syrischen Opposition teilweise unter ihre Kontolle gebracht, schreibt der US-Nachrichtensender CNN auf seiner Website. Die Rebellen hätten sich aber wegen Scharfschützen und Artilleriebeschuss wieder zurückziehen müssen.

Die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte gemäss CNN, dass der Fernsehempfang unterbrochen worden sei. Ein staatlicher Fernsehsender aus Damaskus meldete derweil, dass «eine Gruppe von Söldnern und Terroristen Zivilisten und TV-und Radiostudios in Aleppo angegriffen» hätten und «unsere ehrenwerten Streitkräfte sie bekämpfen».

Beobachter abgezogen

Die Vereinten Nationen haben laut einem Medienbericht ausgerechnet im schwer umkämpften Aleppo die Zahl ihrer Beobachter deutlich reduziert.

Ursache für den vorläufigen Abzug der Hälfte der Beobachter aus der Wirtschaftsmetropole seien nicht die schweren Gefechte der vergangenen Tage, sondern technische Probleme, sagte eine UNO-Sprecherin der «Süddeutschen Zeitung». Der Zusammenbruch des Mobilfunknetzes in Aleppo zwinge die UNO zu diesem Schritt.

«Sobald unsere Kommunikationsmittel wieder funktionieren, werden wir die Beobachter zurücksenden», sagte die Sprecherin. Aktivisten hatten am Donnerstag aus Aleppo berichtet, die Mobilfunknetze und die Internetverbindung seien abgeschaltet worden, was ein mögliches Zeichen für eine erneute Offensive sei.

Nach Informationen der Zeitung sind 14 der 28 UNO-Vertreter abgereist.

Abgeschwächte Resolution

Auf Betreiben Russlands und Chinas hatte die UNO-Vollversammlung am Freitag eine geplante scharfe Verurteilung des syrischen Regimes nur in deutlich abgeschwächter Form angenommen. Die nicht bindende Resolution, die die zunehmende Gewalt in Syrien anprangert, wurde von 133 der 193 Mitgliedsländer der UNO-Vollversammlung gebilligt, bei 12 Gegenstimmen und 31 Enthaltungen.

Die Teilnehmer konnten sich nicht auf die Forderung nach einem Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad einigen. Moskau und Peking hatten im letzten Moment auch eine Verurteilung ihrer Veto-Politik im Weltsicherheitsrat aus dem Text streichen lassen.

Russland kritisierte die nicht-bindende Resolution. Der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin sagte, die Vorlage sei schädlich und «verberge eine offene Unterstützung für die bewaffnete Opposition».

Laut IKRK fehlt es an Lebensmitteln

Die humanitäre Lage in Syrien ist nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) besorgniserregend. Es fehle der Bevölkerung bereits jetzt in den von Kämpfen betroffenen Landesteilen an Lebensmitteln, sagte der Koordinator des IKRK, Elias Wieland, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd am Freitagabend.

Die Kämpfe konzentrierten sich zusehends auf die grossen Städte. Vor allem in Aleppo, der grössten Stadt des Landes, habe sich die Situation stetig verschlechtert. «Im Frühjahr war Aleppo relativ sicher und viele Menschen kamen dort unter», sagte Wieland. Die Flüchtlinge würden nun nach Ausbruch der Kämpfe in Aleppo erneut vertrieben.

Die meisten Menschen flüchteten sich in öffentliche Gebäude, wie Schulen und Moscheen, wo die Organisationen Nahrungsmittelpakete, Matratzen, Decken und Hygieneartikel verteilten, sagte Wieland. Bisher hätten etwa 700'000 Menschen Zugang zu Hilfe des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds bekommen. In dieser Woche seien 5000 Nahrungsmittelpakete in Damaskus und 2000 in Aleppo verteilt worden.

Bereits fünf Helfer ums Leben gekommen

«Es gibt eine Intensivierung der Gewalt», sagte Wieland. Das Komitee habe daher einen Teil seiner 24 Delegierten für Syrien auf unbestimmte Zeit abgezogen und nach Beirut in den Libanon geschickt, um dort abzuwarten, bis sich die Sicherheitslage verbessere, erklärte Wieland.

(bem/sda)

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