Anschlag auf Separatistenführer

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UkraineAnschlag auf Separatistenführer

Das Auto des Separatistenführers Denis Puschilin ging in Donezk in die Luft. Laut verschiedenen Twitter-Nutzern wurden in der ukrainischen Stadt russische Panzer gesichtet.

von
cho

Im ostukrainischen Donezk ist das Auto des Separatistenführers Denis Puschilin explodiert. Puschilin sei aber nicht im Fahrzeug gewesen, als es in die Luft gegangen sei, sagte eine Sprecherin der prorussischen Aufständischen am Donnerstag.

Bei der Explosion seien aber drei Leibwächter verletzt worden. Puschilin ist einer der Anführer der selbsternannten «Volksrepublik Donezk». Es war zunächst unklar, ob es sich um einen Anschlag auf Puschilin handelte. AFP-Journalisten hörten eine laute Explosion, gefolgt von mehreren kleineren Explosionen, die wie Artilleriefeuer klangen.

Fünf Separatisten getötet

Am Freitagmorgen haben ukrainische Streitkräfte eine Offensive auf die Separatistenhochburg Mariupol gestartet. Die Hafenstadt sei umzingelt, teilte der Innenminister auf seiner Facebook-Seite mit. Die Rebellen bestätigten, dass in der östlichen Stadt gekämpft werde.

Fünf Separatisten seien getötet worden. Beide Seiten hatten sich bereits vor einigen Wochen heftige Kämpfe um Mariupol geliefert. Dabei waren zahlreiche Menschen getötet worden. Die Separatisten lehnen den prowestlichen Kurs der Regierung in Kiew ab.

Explosionen und Panzer in Donezk

Am Donnerstag gab es auf Twitter zahlreiche Berichte über laute Explosionen in der Stadt Donezk:

Very large explosion in vicinity of #Donetsk admin building. Now automatic gunfire and more explosions that sound like mortars. #Ukraine- Harriet Salem (@HarrietSalem) 12. Juni 2014

Laut der Twitter-Nutzerin Harriet Salem ereignete sich die Explosion in der Nähe eines Verwaltungsgebäudes. Ausserdem seien Schüsse und Mörser zu hören.

Just saw through 3 tanks flying Russian flag outside #Donetsk, heading toward #Slavyansk. Same T-72s reported by the Russian border today?- Alec Luhn (@ASLuhn) 12. Juni 2014

Ein anderer Nutzer berichtet, er habe ausserhalb der Stadt drei Panzer unter russischer Flagge gesehen. Die Fahrzeuge seien Richtung Slowjansk gefahren.

#BreakingNews The Russian tank convoy entered #Donetsk city from #Makiyivka this evening.

https://t.co/kAChL53tU9pic.twitter.com/45I7Zc6dEG- ConflictReporter (@MiddleEast_BRK) 12. Juni 2014

Mysteriöses Gefecht in Awakow

Einzelheiten zu dem Vorfall hatte zuvor der ukrainische Innenminister Arsen Awakow gemeldet. Eine unabhängigeBestätigung dafür gab es bislang nicht, ebenso wenig eine Bestätigung dafür, dass zwei der angeblich eingedrungenen Panzer zerstört worden seien.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko beschwerte sich in einem Telefonat mit Kreml-Chef Putin über den Vorstoss gepanzerter Fahrzeuge von Russland auf ukrainisches Gebiet.

Poroschenko bezeichnete es nachAngaben seines Sprechers Swjatoslaw Zegelko als inakzeptabel, dass Panzer von russischem Gebiet in die Ukraine eingerückt seien. Der Kreml bestätigte ein Gespräch Poroschenkos mit Putin, erwähnte den Panzerzwischenfall aber nicht.

Friedliche Lösung gesucht

In den Telefonaten mit Biden und Merkel habe Poroschenko seinen Wunsch bekräftigt, eine Verhandlungslösung herbeizuführen. Er werde aber nicht mit Terroristen verhandeln. Aufständischen, die kein «Blut an den Händen haben», könnte er eine Amnestie in Aussicht stellen.

Russland hat dementiert, Waffen und Soldaten über die Grenze in den Osten der Ukraine geschickt zu haben. Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin teilte in New York mit, er werde dem Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf zukommen lassen, in dem es um ein Ende der Gewalt in der Ukraine gehe. Der Text befasse sich mit den «bisher nicht erfolgreichen» Bemühungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), den Konflikt zwischen ukrainischer Regierung und prorussischen Rebellen zu beenden. Die Resolution solle UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auffordern, den OSZE-Prozess zu unterstützen.

«Die Annahme dieser Resolution würde die Unterstützung (des OSZE-Prozesses) durch den UN-Sicherheitsrat bedeuten», erklärte Tschurkin. «Für uns wäre das natürlich extrem wichtig, da sich die Lage dort verschlechtert hat.»

Separatisten stimmen Waffenstillstand zu

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow erklärte zuvor, die Rebellen in der Ostukraine seien zu einem Waffenstillstand bereit. Die Initiative dazu sollte aber von der Regierung in Kiew ausgehen, zitierten russische Nachrichtenagenturen Lawrow. Der OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier forderte bei einem Besuch in der Krisenregion, die Konfliktparteien sollten die «Verrücktheit» der bewaffneten Auseinandersetzung beenden.

Lawrow sagte, der Resolutionsentwurf dringe auf die Umsetzung des GenferFriedensplans, der unter OSZE-Vermittlung im April beschlossen, aber seither nicht umgesetzt worden ist. Die Vereinbarung sah unter anderem ein Ende der Gewalt, die Räumung besetzter Regierungsgebäude und die Entwaffnung illegaler Gruppen vor.

Lawrow erklärte, Russland werde mit dem Resolutionsentwurf nicht die Entsendung einer Friedenstruppe in die Ostukraine fordern. Die ukrainischen Rebellen hatten vorgeschlagen, dass Russland eine Friedenstruppe in den Osten der Ukraine entsendet. Moskau hatte dazu erklärt, dies bedürfe einer Autorisierung durch den Weltsicherheitsrat. Die Rebellen haben die Unabhängigkeit zweier Regionen und eine Bereitschaft zum Anschluss an Russland erklärt.

Von ukrainischen Truppen unter Beschuss genommen

Awakow sagte, von der aus Russland eingerückten Kolonne seien drei russische Panzer in den Ort Snischne gefahren. Die Kolonne sei über einen von den Rebellen kontrollierten Grenzübergang im Dorf Djakowe in die Ukraine gekommen. Snischne ist 40 Kilometer von Djakowe entfernt.

Ein Panzer sei in Snischne geblieben und die beiden anderen seien weitergefahren. Sie seien auf demWeg nach Horliwka von ukrainischen Truppen unter Feuer genommen worden. Dieser «Teil der Kolonne ist zerstört worden», sagte Awakow.

(cho/sda)

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