Widersprüchliche Angaben400 ukrainische Soldaten übergelaufen?
Über 400 ukrainische Soldaten sind offenbar über die Grenze nach Russland gegangen. Zum Grund für die Grenzüberquerung machten beide Länder widersprüchliche Angaben.
Mehr als 400 ukrainische Soldaten haben nach Angaben eines russischen Beamten die Grenze nach Russland überquert. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Zum Grund für die Grenzüberquerung machten beide Länder widersprüchliche Angaben. Nach Angaben des russischen Grenzbeamten sind die Militärangehörigen von der Regierung in Kiew desertiert. Ein ukrainischer Militärbeamter sagte hingegen, die Soldaten hätten wegen Rebellenfeuers russisches Territorium betreten müssen, nachdem ihnen die Munition ausgegangen sei.
Der Beamte Wassili Malajew von der Grenzpatrouille des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB in der Region Rostow sagte Interfax, 438 ukrainische Soldaten hätten Russland am Montag erreicht. Die russische Seite habe ihnen sicheren Zutritt ermöglicht. Das russische Verteidigungsministerium war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Ukraine: Soldaten sind unter Beschuss gekommen
Das ukrainische Militär bestätigte, dass ein Teil einer Brigade sehr wahrscheinlich die Grenze zu russischem Territorium überquert habe. Es bestritt allerdings die russische Darstellung der Ereignisse und machte keine Angaben dazu, um wie viele Soldaten es sich handelte.
Ein Sprecher der ukrainischen Militäroperation im Osten, Oleksij Dmitraschkowski, sagte, Soldaten von der 72. Heeresbrigade seien unter anhaltenden Beschuss separatistischer Kräfte gekommen. Rebellenkämpfer hätten über einen Zeitraum von vier Stunden Panzer, Mörser, Artillerie und Raketenwerfer eingesetzt. Die Brigade habe sich schliesslich aufteilen müssen. Die eine Gruppe habe sich mit einer Unterstützungseinheit zusammenschliessen sollen, sagte er. Die andere habe die Aufgabe gehabt, Deckung zu geben. Dabei hätten sie so lange geschossen, bis sie keine Munition mehr gehabt hätten, erklärte Dmitraschkowski. Daraufhin hätten die Soldaten ihre Position aufgegeben und seien an einen Ort nahe einem Grenzübergang auf russischem Gebiet gelangt.
«Die Russen sind dazu in der Lage zu behaupten, was immer sie wollen»
Dmitraschkowski sagte, es sei zu früh, um zu sagen, wie viele Soldaten nach Russland übergelaufen seien. «Wir haben solche Informationen nicht. Die Russen sind dazu in der Lage zu behaupten, was immer sie wollen», sagte er.
Prorussische Separatisten in der Ostukraine kämpfen seit April gegen die Zentralregierung in Kiew. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen fielen dem Konflikt bislang mindestens 1129 Zivilisten zum Opfer. Die Ukraine und westliche Staaten beschuldigen Russland, die Rebellen auszurüsten und zu beraten. Die Regierung in Moskau bestreitet das.
Russlands Luftstreitkräfte begannen am Montag mit Militärübungen in der Mitte und im Westen des Landes. Luftwaffenchef Igor Klimow sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, mehr als 100 Kampfflugzeuge und Hubschrauber seien beteiligt. Die Manöver sollten bis Freitag dauern. Angesichts des Konflikts in der benachbarten Ukraine könnte das Manöver als Drohgebärde Russlands gewertet werden. (sda)