Deutscher Ex-IS-Kämpfer«Der IS will ganz Europa zeitgleich attackieren»
Harry Sarfo hat für den IS gekämpft. Nun ist er in Deutschland in Haft. Er sagt: Der IS will in ganz Europa gleichzeitig Attentate verüben.
Über drei Monate war Harry Sarfo beim IS in Syrien. Seit letztem Sommer sitzt er in Deutschland in Haft. Nun warnt er in Fernsehinterviews: In Deutschland, Frankreich und in Grossbritannien sollen gleichzeitig Terrorangriffe stattfinden.
Im April 2015 fuhr Harry Sarfo los Richtung Syrien. Er wollte sich dem Islamischen Staat (IS) anschliessen. Kurz hinter der südtürkischen Grenze wurde er von der Terrormiliz empfangen. Der 27-Jährige traf auf die IS-Einheit Emni. Diese hat den Auftrag, den IS «sauber» zu halten. Zudem soll sie den Terror in die ganze Welt bringen.
Deutsche seien zu feige für Anschläge
«Europäer sollen nicht mehr nach Syrien kommen, sagte mir die IS-Einheit. Sie bräuchten die Kämpfer in Europa», erzählt Sarfo. Denn der IS verfolge ein grosses Ziel: «Sie wollen zeitgleich viele Anschläge in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien verüben.»
«In Deutschland und Grossbritannien bräuchten sie noch Leute. Einzig in Frankreich habe der IS genug Attentäter», Deutsche seien bis dahin «zu feige» gewesen, Anschläge zu verüben. Das hätten ihm die IS-Verantwortlichen damals gesagt. Es wäre gut, wenn er das in seinem Heimatland übernehmen könnte.
Hunderte Undercover-Terroristen
Drei Monate war Sarfo beim IS. Die Hinrichtungen und das brutale Vorgehen des IS desillusionierten ihn, sagt Sarfo im Interview mit der New York Times. Deshalb sei er über die türkische Grenzen geflohen und nach Deutschland zurückgeflogen, wo er verhaftet wurde. Wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt.
Zur Terrormiliz habe er keinen Kontakt mehr, so der Deutsche mit ghanaischen Eltern. Doch er wisse: Sehr viele europäische IS-Kämpfer seien in den letzten Monaten zurück nach Europa gereist. Emni-Soldaten sollen bereits in Österreich, Deutschland oder Spanien sein – und überdies in Ländern wie dem Libanon, Tunesien, Bangladesch, Indonesien und Malaysia.
Würzburg und Ansbach als erste Beispiele
Bei der Rekrutierung von Soldaten gehe der IS mit System vor, so Sarfo. Die Terrormiliz sendet Anschlagsplaner nach Europa. Um einen Anschlag umzusetzen, nutze man Mittelmänner, vorzugsweise schnell radikalisierte Konvertiten. Diese seien weder beim Nachrichtendienst noch bei den Sicherheitsbehörden auf dem Radar.
Inzwischen gebe es auch viele unauffällige IS-Soldaten in Deutschland. Sarfo geht davon aus, dass sie getarnt als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. «Die Leute warten auf ihre Gelegenheit für einen Anschlag, auch wenn es mehrere Jahre dauert», so Sarfo im SAT-1- Frühstücksfernsehen. So könnten denn auch die jüngsten Angriffe in Würzburg und Ansbach erklärt werden, sagt Sarfo. «Der IS hat es definitiv geschafft, in Deutschland Fuss zu fassen.»