«Der Teufel verfolgt mich»

Aktualisiert

Schütze von Ottawa«Der Teufel verfolgt mich»

Der Vater des Schützen von Ottawa kämpfte 2011 in Libyen, seine Mutter arbeitete im Immigrationsausschuss. Das Leben von Michael Zehaf-Bibeau war geprägt von Drogen und Gewalt.

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Vorbestraft, Pass entzogen, der Moschee verwiesen. Trauriger Höhepunkt: Michael Zehaf-Bibeau beginnt gestern in der Innenstadt von Ottawa eine Schiesserei und tötet einen Soldaten, bevor er selbst von der Polizei erschossen wird. Es ist das zweite Attentat, das Kanada innert drei Tagen erleben muss. Wer ist der 32-jährige Kanadier, der von den Behörden als «hochgefährlicher Reisender» eingestuft wird?

Wie auch der Schütze vom Montag wurde Zehaf-Bibeau in Kanada geboren und wuchs in Montreal und Ottawa auf, bevor er nach Westkanada zog, um als Minen- und Hilfsarbeiter zu arbeiten.

Vor drei Jahren konvertierte er zum Islam. Sein Vater Bulgasem Zehaf, ein Quebecer Geschäftsmann, soll 2011 in Libyen gekämpft haben, seine Mutter Susan Bibeau ist stellvertretende Vorsitzende eines Bereichs des kanadischen Immigrations- und Flüchtlingsausschusses, so die kanadische Zeitung «Globe and Mail».

Kleinkriminell und gewalttätig

Auch Michael Zehaf-Bibeau hatte vor, nach Libyen zu reisen. Dort wollte er den Islam studieren und Arabisch lernen. Kanadische Behörden hätten daraufhin seinen Pass konfisziert und ihn an der Ausreise gehindert, klagte er Freunden.

Michael Zehaf-Bibeau hat eine kriminelle Vergangenheit: Fünf Mal soll er wegen Drogenbesitzes und Verletzung seiner Auflagen verhaftet worden sein. 2003 soll er wegen Raubes und Waffenbesitzes zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden sein, 2004 sass er 60 Tage wegen Drogenbesitzes im Gefängnis, berichtet CNN. Zuletzt wurde er 2011 in Vancouver wegen Raub und Drohung verurteilt. Es folgte eine psychologische Behandlung.

«Der Teufel verfolgt mich»

Dass Zehaf-Bibeau psychisch krank gewesen sei, mutmasst auch David Bathurst, ein Freund des Täters, gegenüber «Globe and Mail». In den letzten Jahren soll Zehaf-Bibeau vermehrt ein «beunruhigendes» Verhalten an den Tag gelegt haben. Mitglieder der Moschee in British Columbia hätten ihn deswegen gebeten, nicht mehr an den Gebeten teilzunehmen. Man habe ihn als sehr «unberechenbar» eingeschätzt, so Bathurst.

Zehaf-Bibeau habe auch oft über den Teufel gesprochen, sagt Bathurst. Er habe ihm anvertraut: «Der Teufel verfolgt mich». Zu diesem Zeitpunkt habe Zehaf-Bibeau in einer kaum eingerichteten Einzimmerwohnung gelebt.

Handelte Zehaf-Bibeau allein?

Entgegen ersten Vermutungen habe der 32-Jährige allein gehandelt, sagte der Bürgermeister von Ottawa, Jim Watson: «Offenbar gab es nur einen Schützen. Und der ist tot.» Der kanadische Premierminister Stephen Harper hingegen sagte, es sei nach wie vor unklar, ob der Schütze die Schiesserei allein geplant habe, so die «Globe and Mail». Harper nannte den Angriff eine «terroristische Handlung».

Die Ermittlungen dauern an. Zugleich wurden die meisten Polizeiabsperrungen in Ottawa wieder aufgehoben, nur das Parlament selbst blieb für die Öffentlichkeit gesperrt.

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