«Die Partei» provoziert mit totem Flüchtlingskind

Aktualisiert

Kontroverses Wahlplakat«Die Partei» provoziert mit totem Flüchtlingskind

In Deutschland parodiert die Satirepartei «Die Partei» ein CDU-Wahlplakat – mit dem Bild eines toten Flüchtlingskinds. Die CDU spricht von einer «widerwärtigen Geschmacklosigkeit».

von
nk
Mit diesem Plakat sorgt «Die Partei» derzeit für Empörung in Deutschland.

Mit diesem Plakat sorgt «Die Partei» derzeit für Empörung in Deutschland.

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Die deutsche Satirepartei «Die Partei» provoziert gerne. Nun hat sie mit einem Wahlplakat für Aufregung und Empörung in Deutschland gesorgt. In Anlehnung an Layout und Slogan der aktuellen CDU-Kampagne «Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben» steht auf dem Plakat «Für einen Strand, an dem wir gut und gerne liegen». Dazu ein Bild des toten Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi am Strand von Bodrum (Türkei). Das Foto war im September 2015 als Symbol des Leids der Flüchtlinge um die Welt gegangen.

Die CDU-Parteizentrale kommentierte das Plakat mit klaren Worten: «Zu so einer widerwärtigen Geschmacklosigkeit äussern wir uns nicht.» Der «Partei»-Vorsitzende Martin Sonneborn rechtfertigte die Aktion gegenüber dem Onlineportal Meedia.de: «Das passt natürlich in die aktuelle Situation, Schicksal und Tod von Flüchtlingen aus Wahlkampf und Öffentlichkeit herauszuhalten.» Im Gegensatz zur Grossen Koalition wolle man eine Diskussion über das anhaltende grosse Sterben. «Die Kritik, die uns im Netz entgegengebracht wird, bitte ich, ans Kanzleramt zu adressieren.»

«Geld besser für Flüchtlinge investieren»

Der Vater von Aylan, der 42-jährige Abdullah Kurdi, sagte zu «Bild»: «Es macht mich traurig, wenn ich das Foto in einem solchen Zusammenhang sehen muss.» Und weiter: «Da sollten vielleicht einige Menschen darüber nachdenken, ob sie das Geld für Plakate nicht besser für Flüchtlinge investieren. Wir brauchen nämlich dringend weitere Hilfe in Syrien, im Irak und in vielen anderen Ländern.»

Für Angela Merkel findet er lobende Worte. Sie sei die einzige Politikerin gewesen, die 2015 wirklich Verantwortung übernommen habe: «Ich bin ihr trotz unseres Dramas bis heute dankbar, dass Deutschland so viele Menschen aufgenommen hat. Ich finde es schlimm, dass ihr mit dem Foto jetzt solche Vorwürfe gemacht werden.»

Sitz im Europaparlament errungen

«Die Partei» wurde 2004 von Redaktoren der Frankfurter Satirezeitung «Titanic» gegründet. In ihrem Parteiprogramm stehen Sätze wie: «Um die fruchtlose Debatte zum ‹Gender Pay Gap› in Führungsriegen zu beenden, werden Managergehälter zukünftig an die BH-Grösse gekoppelt.»

Ihr wohl grösster Erfolg war das Erringen eines Sitzes im Europaparlament bei der Europawahl 2014. Für die Bundestagswahlen 2017 hat «Die Partei» den Comedian Serdar Somuncu als Kanzlerkandidaten aufgestellt.

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