«Es ist Zeit, an seinem Verstand zu zweifeln»

Aktualisiert

Pressekonferenz von Donald Trump«Es ist Zeit, an seinem Verstand zu zweifeln»

Nach Donald Trumps denkwürdiger Pressekonferenz gibt es zwei Dinge zu tun: Pressestimmen sammeln – und Fakten checken.

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US-Präsident Donald Trump hat auf einer langen Pressekonferenz (ein Ausschnitt im Video am Schluss) seine ersten Wochen im Amt vehement und in oft aggressivem Tonfall verteidigt. «Diese Regierung funktioniert wie eine fein abgestimmte Maschine», verkündete der US-Präsident auf der Pressekonferenz.

Welche Aussagen des US-Präsidenten stimmen und welche nicht, sehen Sie im Faktencheck in der Bildstrecke.

Die meiste Zeit der Pressekonferenz widmete der US-Präsident nicht der Politik, sondern den «unehrlichen Medien». Ihnen warf er vor, «ausser Kontrolle» zu sein. Er werde seine Botschaft deshalb «direkt zur Bevölkerung» tragen. Einige Journalisten griff der US-Präsident auch persönlich an («noch so eine Schönheit»). Manche unterbrach er oder beklagte sich über ihre Fragen.

Wie kommentierten die «unehrlichen Medien» den Auftritt des US-Präsidenten? Hier einige Stimmen:

TV-Moderator Shepard Smith, Fox News: «Es ist verrückt, was wir da jeden Tag sehen, komplett verrückt». Trump wiederhole «absurde Sätze, die einfach nicht wahr sind, und geht der Frage nach Russland aus dem Weg, als wären wir Deppen.» An den US-Präsidenten gerichtet sagte er: «Nein, Sir, wir sind keine Deppen, wenn wir diese Fragen stellen. Wir fordern Sie auf, diese Frage zu beantworten, Sie schulden uns diese Antwort.»

TV-Moderator Eric Bolling, Fox News: «Das war ein hervorragender Trump, der Trump, den wir vom Wahlkampf kennen, der grossartige Trump. Er war ganz in seinem Element.»

TV-Moderator Jake Tapper, CNN: «Dieser Präsident wirkt nicht so, als würde er sich auf die Bedürfnisse von Soldaten, armen Kindern oder Arbeitslosen konzentrieren.»

Kommentar «Los Angeles Times»: «Trump schimpft und zetert auf seiner Pressekonferenz, um zu beweisen, dass er nicht schimpft und zetert.»

Kommentar Wired.com: «Die Pressekonferenz war unwürdig, unpräsidential und ganz gegen die Medien gerichtet statt auf das Land, das Trump führt. Aber in den Augen von Trumps Unterstützern war die Konferenz eine Zurschaustellung von Macht durch einen Präsidenten, der den Elitarismus abstreifen will.»

Kommentar NZZ: «Sein angriffiges Verhalten dürfte unter Anhängerinnen und Anhängern des Präsidenten helle Begeisterung ausgelöst haben, während die von ihm politisch besiegten etablierten Kreise in Washington – ob demokratisch oder republikanisch – vermutlich haareraufend nach einem Glas Bourbon riefen.» Der Auftritt von Trump habe bestätigt, dass der neue Präsident sich wohl «kaum je auf eine Art verhalten wird, die die veröffentlichte Meinung als ‹präsidial› empfände».

Kommentar «Frankfurter Allgemeine Zeitung»:«Die in den letzten Tagen allgegenwärtigen Vorwürfe, wonach sein Wahlkampfteam engen Kontakt zu russischen Regierungs- und Geheimdienstbediensteten gehabt haben soll, waren zwar Thema im East Room, doch Trump schaffte es immer wieder, sich mit vagen Antworten aus der Sache herauszuwinden. Auch andere fragwürdige Statements (‹die Leaks sind echt, die Nachrichten aber falsch›) gingen im Trump'schen Strudel unter.»

Kommentar Spiegel.de: «Es klingt hart, aber nach dieser denkwürdigen Pressekonferenz ist zu hoffen, dass es da im Weissen Haus eine gute medizinische Abteilung gibt, die mal prüft, ob mit diesem Mann wirklich alles in Ordnung ist.» Es sei an der Zeit, an Trumps Verstand zu zweifeln.

Kommentar «Guardian»:«Trumps Anti-Pressekonferenz könnte lustig sein, wäre es nicht so beängstigend.» Wenn Trump sich für einen Job qualifiziere – «wenn überhaupt» – dann wohl für den des Medienkritikers auf Fox News. Trump merke wohl nicht, dass er unfreiwillig komisch sei. Doch er sei ein Staatsoberhaupt, der über Atomwaffen verfüge und offenbar keine Ahnung habe, was er als Nächstes tun solle. «Will heissen: Der Witz geht gegen hinten los und schlussendlich auf unsere Kosten.»

Kommentar «Le Monde»: «Mitunter nimmt sich der Präsident der mächtigsten Nation der Welt Freiheiten bezüglich der historischen Realität.»

Kommentar «L'Express»: «Der US-Präsident pendelte zwischen Wut und Frustration und lieferte Beweise seiner Aggressivität und einer gewissen Konfusion.»

Kommentar «La Repubblica»: «Das amerikanische Volk wird sicher nicht in diese Falle treten und den Anschuldigungen von Fake News rund um die offenen Fragen Russland auf den Leim gehen.»

Ein Ausschnitt aus Trumps Pressekonferenz:

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