US-Veteranin zu Trump«Mr Trump, sagen Sie mir, dass ich nichts wert bin»
US-Präsident Donald Trump möchte Transgender nicht im militärischen Dienst sehen. Betroffene und Politiker reagieren empört.
Die US-Regierung werde in Zukunft keine Transgender-Personen mehr im Militärdienst akzeptieren, egal welche Funktion sie dort ausfüllten, teilte Präsident Donald Trump via seinen Lieblingskanal Twitter am Mittwoch mit.
Trump begründete seine Entscheidung mit den Worten, dass das US-Militär sich darauf konzentrieren müsse, entschlossen und siegreich zu sein, und sich nicht mit den medizinischen Kosten und Störungen belasten könne, die mit dem Einsatz von Transgender-Menschen einhergingen.
«Einfach falsch»
Viele Politiker kritisierten die Entscheidung. Sie lenke von wichtigeren Problemen ab, sagte etwa der Demokrat und ehemalige US-Vizepräsident Al Gore der Nachrichtenagentur AP. Er denke, Trump habe sich zuvor nicht mit Leitern des Militärs abgesprochen, so Gore.
Der republikanische Senator und Kriegsveteran John McCain sagte, Trump liege einfach falsch. Jedem Amerikaner, der die medizinischen Standards erfülle, sollte es erlaubt sein, zu dienen. Es gebe keine Gründe, Militärmitarbeiter, die fit für den Dienst seien, auszuschliessen, ohne Rücksicht auf ihre geschlechtliche Identität.
«Ich habe für dein Recht gekämpft, mich zu hassen»
Im Wahlkampf hatte Trump sich immer wieder mal als Freund von Lesben, Schwulen und Transgendern präsentiert. Nach Ansicht vieler Transgender-Soldaten und -Veteranen zeigte Trump mit seiner Ankündigung vom Mittwoch nun sein wahres Gesicht.
Navy-Seals-Veteranin Kristin Beck wurde als Christopher Beck geboren. Sie diente der US-Armee 20 Jahre lang, stand unter anderem in Afghanistan, Bosnien und im Irak im Einsatz und wurde mehrfach ausgezeichnet. «Schauen Sie mir ins Gesicht und sagen Sie mir, dass ich nichts wert bin», forderte Beck Trump im «Business Insider» auf.
Auch Veteranin Carla Lewis liess ihrem Unmut auf Facebook freien Lauf. Auf einem Foto trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift: «Transgender-Veteran: Ich habe für dein Recht gekämpft, mich zu hassen.» Und schreibt dazu: «Bei allem Respekt, den ich nicht habe, f*** you Donald Trump.»
«Was ist aus dem Versprechen geworden, für sie zu kämpfen?»
Der 26-jährige Rudy Akbarian kündigte an, die Streitkräfte nicht kampflos zu verlassen. «Ich diene einfach als Soldat wie jeder andere auch», sagte er. Seine Vorgesetzten hätten ihn unterstützt, als er sich von einer Frau in einen Mann verwandelt habe.
«Jeder ist verletzt. Jeder ist verängstigt», sagte er. «Es sind die Leben der Menschen, über die wir sprechen. Menschen, die vor fast 20 Jahren eingetreten sind und jetzt 18 oder 19 Jahre dabei sind, wird das jetzt weggenommen und sie können nicht in Rente gehen?»
Der 31-jährige Hauptmann Jacob Eleazer, der der Nationalgarde von Kentucky dient, nahm sich den Tag von seiner Arbeit als Therapeut in Lexington frei, um herauszufinden, wie es für ihn weitergehen soll. «Per Tweet gefeuert. Es war ehrlich gesagt ziemlich schockierend», sagte er.
Und Reality-Star Caitlyn Jenner, eine der wohl prominentesten Transgender-Frauen, erinnerte den US-Präsidenten an sein Wahlversprechen vom Juni 2016. Damals hatte Trump erklärt, für die LGBT-Community kämpfen zu wollen. «Es gibt 15'000 patriotische amerikanische Transgender im US-Militär, die für uns alle kämpfen. Was ist aus deinem Versprechen geworden, für sie zu kämpfen?», fragt Jenner.
Medizinische Betreuung unter Obama-Regierung
Transgender, also Personen, die sich nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren, hatten erst seit vergangenem Jahr das Recht, im Militärdienst eine Änderung ihres Geschlechts zu beantragen.
Unter Ex-Präsident Barack Obama hatte dessen Verteidigungsminister Ashton Carter vergangenes Jahr im US-Militärapparat tätigen Transgendern medizinische Versorgung zugestanden und ihnen ermöglicht, ihr Geschlecht zu ändern und das auch im Personalsystem des Pentagons zu verankern. (kko/sda/dapd)