Pentagon zeigt Bilder von misshandelten Häftlingen
Schnitte, Blutergüsse, Schwellungen: Nach einem jahrelangen Rechtsstreit mussten die USA Fotos von Kriegsgefangenen veröffentlichen.
Das Pentagon hat dutzende Fotos von im Irak und in Afghanistan in US-Militärgefangenschaft misshandelten Gefangenen veröffentlicht. Das US-Verteidigungsministerium publizierte am Freitag 198 Bilder, die Nahaufnahmen von Schnitten, Blutergüssen, Schwellungen und leichteren Verletzungen zeigen. Die Bürgerrechtsorganisation Aclu, die seit Jahren auf die Freigabe von insgesamt 2000 Bildern dringt, will auch den Rest veröffentlicht sehen.
«Diese Fotos kamen von unabhängigen strafrechtlichen Untersuchungen zu Vorwürfen des Fehlverhaltens von US-Personal», sagte ein Ministeriumssprecher. Die Identität der auf den Fotos abgebildeten Gefangenen, die vor rund einem Jahrzehnt in US-Militärgefängnissen im Irak und Afghanistan einsassen, wurde aber nicht bekannt gemacht, und nur wenig oder kein Kontext zu den Fotos veröffentlicht.
Obama plante Freigabe 2009
Die Veröffentlichung ist die Folge eines Rechtsstreits mit der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (Aclu), die 2004 die Freigabe von rund 2000 Fotos verlangt hatte. Präsident Barack Obama wollte die Fotos bereits 2009 freigeben, doch beschloss der Kongress ein Gesetz, das dem Verteidigungsministerium das Zurückhalten der Fotos erlaubt.
Zur Begründung hiess es, die Veröffentlichung könne US-Bürger oder US-Militärpersonal in Gefahr bringen. Im November 2015 entschied der jetzige Verteidigungsminister Ashton Carter, 198 Fotos könnten veröffentlicht werden, ohne dass die nationale Sicherheit bedroht werde. Aclu kritisierte am Freitag (Ortszeit), dass die Regierung die anderen Fotos zurückhalte, und kündigte an, weiter auf ihre Freigabe zu dringen.
Keine Bilder aus Abu Ghraib
«Die weiterhin geheimen Bilder sind der beste Beweis dafür, dass ernsthafte Misshandlungen in Militärgefängnissen stattfanden», erklärte der stellvertretende Aclu-Direktor für Rechtsangelegenheiten, Jameel Jaffer. «Die selektive Veröffentlichung durch die Regierung droht, die Öffentlichkeit über das wahre Ausmass der Misshandlungen in die Irre zu führen.»
Keines der Bilder stammt offenbar aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad. Im Jahr 2004 hatten Fotos von Folter und sexuellen Misshandlungen in dem Gefängnis weltweit für Empörung gesorgt. Zwischen 2004 und 2006 wurden elf US-Soldaten wegen der Gewalttaten verurteilt, darunter Lynndie England, die lächelnd mit misshandelten nackten Gefangenen posiert hatte.
Woher die nun veröffentlichten Bilder stammen, wollte das Pentagon nicht mitteilen. Der Ministeriumssprecher sagte aber, ein Militärangehöriger sei infolge von Ermittlungen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. «Die Ermittlungen bestätigten rund 14 der Vorwürfe, während rund 42 Vorwürfe des Fehlverhaltens nicht bestätigt wurden», sagte der Sprecher. 65 Militärangehörige seien wegen Vergehen bestraft worden, wobei die Strafen von Ermahnungen bis zu lebenslanger Haft reichten. (dia/afp)