IS treibt Zivilisten ins Zentrum von Falluja

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Offensive gegen IS-StadtIS treibt Zivilisten ins Zentrum von Falluja

Irakischen Spezialeinheiten ist es gelungen, in den südlichen Teil von Falluja vorzudringen, der zweitgrössten irakischen Stadt in IS-Hand. Die Terroristen leisten auf ihre Weise Widerstand.

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Irakische Armee startet Sturm auf IS-Hochburg. (Quelle: Reuters)

Unterstützt von der US-Luftwaffe hat das irakische Militär am Montag mit der Erstürmung der Stadt Falluja begonnen.

Erste Eliteeinheiten drangen in den südlichen Teil der Stadt 60 Kilometer westlich von Bagdad ein, wie die Armee bekanntgab.

Der Vormarsch, an dem sich auch schiitische Milizen beteiligten, schreite «stetig voran». Elitesoldaten der Einheit CTS, Polizeikräfte und irakische Regierungstruppen hätten Falluja gegen 4 Uhr nachts aus drei Richtungen angegriffen, sagte der für den Einsatz verantwortliche Kommandant Abdelwahab al-Saadi. Die CTS-Einheit zählt zu den am besten ausgebildeten Soldaten der irakischen Streitkräfte.

In der Stadt droht den Soldaten ein gefährlicher Häuserkampf. 2004 war Falluja schon einmal Schauplatz blutiger Kämpfe, als die US-Truppen dort eine ihrer schwersten Schlachten seit dem Vietnam-Krieg führten.

Weisse Tücher auf den Hausdächern

Die Anti-IS-Koalition hatte in den letzten Tagen Flugblätter über Falluja abgeworfen und die Einwohner zur Flucht aufgerufen. Diejenigen, denen dies nicht möglich sei, sollten weisse Tücher auf die Dächer ihrer Häuser legen.

In der Stadt, die 2010 noch um die 300'000 Einwohner hatte, sollen sich mittlerweile zwischen 50'000 und 100'00 Menschen aufhalten. Diese Zivilisten scheint der IS jetzt als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. «Viele von ihnen wurden in das Stadtzentrum getrieben, einige in das städtische Spital eingeschlossen», erzählt einer, dem die Flucht aus dem Gebiet der zweigrössten irakischen Stadt in IS-Hand gelungen war. In den letzten zwei Tagen ist rund 40 Familien die Flucht aus der Umgebung Fallujas gelungen. Eine Familie erzählt, sie habe sich dafür in einem Abflussrohr versteckt.

Verhungern, bevor der IS geschlagen ist

Der Nachrichtenagentur Reuters berichteten andere Geflohene, dass es um die Menschen in Falluja schlecht bestellt sei: Bevor der IS hier geschlagen werden könne, würden viele Einwohner wegen der durch die fast zweijährige Belagerung durch den IS Nahrungsmittelknappheit wohl eher noch verhungern. Auch eine Flucht aus der Stadt sei extrem risikoreich, der IS erschiesse alle, die dies versuchten.

Die Vereinten Nationen stellen Nothilfe wie Essen, Wasser und Unterkünfte für jene bereit, denen die Flucht aus der Stadt gelinge.

Irakische Truppen dringen in Falluja ein

Sicherheitsprüfung für Geflohene

In den vergangenen Tagen waren viele vertriebene Frauen und Kinder in den Ort Amirijat al Falluja transportiert worden, rund 50 Kilometer südlich von Falluja. Männer und Jungen brachten die irakischen Behörden hingegen ins Zentrum der Region Anbar, um sie einer Sicherheitsprüfung zu unterziehen.

Dies weist auf eines der drängenden Probleme bei der Eroberung der sunnitisch dominierten Stadt hin: Viele schiitische Kämpfer der Anti-IS-Koalition sehen die Einwohner Falludjas ohnehin als IS-Anhänger, die es nicht zu befreien, sondern eigentlich zu vertreiben gilt. Entsprechend fürchten viele sunnitischen Iraker diese Befreier als den IS.

2014 eingenommen

Seit dem Wochenende hatten sich die irakischen Einheiten auf die Erstürmung Fallujas vorbereitet, das rund 50 Kilometer westlich von Bagdad liegt. Die irakische Armee versucht seit etwa einer Woche mit Unterstützung von verbündeten Milizen und von Kampfflugzeugen der US-geführten Militärallianz, Falluja zurückzuerobern.

Falluja war Anfang 2014 von Gegnern der irakischen Regierung eingenommen worden und geriet später unter die Kontrolle der IS-Miliz. Die Jihadisten hatten seit dem Sommer 2014 weite Gebiete nördlich und westlich von Bagdad in ihrer Gewalt, doch verloren sie in den vergangenen Monaten deutlich an Boden gegenüber der irakischen Armee. (woz/gux/afp)

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