11-Jährige: «Heirat? Dann bringe ich mich um!»

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Ergreifendes Video11-Jährige: «Heirat? Dann bringe ich mich um!»

Fast wäre sie eine Kinderbraut geworden, von denen es im Jemen viele gibt: Doch Nada al-Ahdal flieht vor der Heirat mit dem reichen Mann. In einem Video sagt sie ihrer Familie die Meinung.

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Nada al-Ahdal ist erst elf Jahre alt. Das Mädchen aus Sana'a im Jemen soll mit einem in Saudi-Arabien lebenden Jemeniten verheiratet werden. «Ich bin keine verkaufbare Ware», sagt die Kinderbraut - und flieht von zuhause. In einem beeindruckenden Youtube-Video klagt sie ihre Familie an und droht: «Los, verheiratet mich! Dann bringe ich mich um!»

Nada, eines von insgesamt acht Kindern, lebt seit ihrem dritten Lebensjahr bei ihrem Onkel, wie die «Daily Mail» schreibt. Als ein aus Jemen nach Saudi-Arabien ausgewanderter Mann ihre Eltern kontaktiert, erklären sich diese bereit, ihm die 11-Jährige zur Frau zu geben. In dem Video, das Nada nach ihrer Flucht aufgenommen hat, beschuldigt sie ihre Mutter, sie allein des Geldes wegen dem Mann versprochen zu haben. Doch: «Ich bin ein menschliches Wesen», sagt Nada in dem Video. Sie habe ein Recht auf ihre Kindheit, ihre Zukunft und auf ihre Träume. «Ich will lieber sterben als in meinem Alter zu heiraten.»

Brautgeld von mehreren Bewerbern

Sie fragt: «Habt ihr kein Mitgefühl? Selbst tot erginge es mir besser! » Die 11-Jährige erzählt: «Einige Kinder haben sich ins Meer geworfen, um einer Heirat zu entgehen, sie haben unsere Träume getötet, sie haben alles in uns getötet. Es bleibt uns nichts mehr. Wir haben keine Kindheit. Das ist kriminell, einfach kriminell.»

Mit Heiraten macht Nadas Familie offenbar schon länger gutes Geld. So habe man Nadas 18-jährige Schwester schon mehrmals in die Ehe geben wollen, erzählt Nadas Onkel Abdel Salam gegenüber dem libanesischen Online-Magazin Now. Zur Verlobung habe die Mutter einen Teil des Brautgeldes im Voraus eingestrichen. Dann aber zögerte sie jeweils die Hochzeit so lange hinaus, bis die Heirat schliesslich abgesagt wurde. Rasch meldeten sich neue Heiratswillige, die neues Brautgeld in Aussicht stellten.

«Sie trägt keinen Schleier»

Die geplante Zwangsheirat mit der 11-Jährigen schockiert Nadas Onkel. Er hatte das Mädchen in die Schule geschickt, es wuchs mit Facebook und Englisch auf. Nada liebt Musicals und singt selbst gern. Im Video bekräftigt sie: «Ich will ein Star werden!»

«Ich konnte nicht zulassen, dass sie heiratet und ihre Zukunft zerstört wird. Vor allem nicht, weil Nadas Tante als 13-Jährige ebenfalls zwangsverheiratet wurde und sich deswegen selbst verbrannte», sagt er.

Er habe versucht, die Heirat zu verhindern und den Bräutigam angerufen. Er habe dem nicht näher beschriebenen Mann von der Vermählung abgeraten. Zum Beispiel trage Nada keinen Schleier und werde dies auch künftig nicht tun.

Diese Worte zeigen Wirkung: Der Mann zieht seinen Antrag zurück. In der Hoffnung, die Mutter zeige Einsicht, kehrt das Mädchen in den Schoss der Familie zurück. Doch die hat bereits einen neuen, potentiellen Heiratswilligen aufgetrieben. Nada flieht erneut und nimmt ihr Protest-Video auf. Es ist jetzt auf Youtube gepostet. Inzwischen haben die Behörden entscheiden, dass das Mädchen nicht mehr zu seinen Eltern zurückkehren muss. Das Kind darf beim Onkel bleiben.

Jedes vierte Mädchen unter 15 Jahren

Gesetzlich ist in den meisten islamischen Staaten eine Heirat mit Minderjährigen untersagt. Doch im verarmten Jemen ist das Geschäft mit den Kinderbräuten weitverbreitet. Zahlreiche NGOs bemühen sich schon lange um ein Verbot in dem Land. Die Armut der Bevölkerung, aber auch Stammestraditionen verunmöglichen dies. Familien kriegen ein paar hundert Dollar, wenn sie ihre Mädchen reichen Ausländern zur Frau geben. Einem Behördenbericht zufolge werden im Jemen ein Viertel der Mädchen unter 15 Jahren verheiratet. Ein Scheidungsrecht erhält ein Mädchen nach dem Gesetz erst mit 15 Jahren – also ab dem Alter, ab dem der Mann offiziell Geschlechtsverkehr mit ihr haben darf. In der Praxis wird dies mehrheitlich ignoriert. Menschrechtsgruppen berichten von einem dramatischen Fall von 2010: Damals starb eine verheiratete 12-Jährige, nachdem sie drei Tage versucht hatte, ein Kind auf die Welt zu bringen.

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