Kinder bekommen in Spitälern kein Essen mehr

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Not in VenezuelaKinder bekommen in Spitälern kein Essen mehr

Die Lebensmittelkrise in Venezuela hat die staatlichen Kliniken erreicht: Jetzt fehlt es sogar an Nahrungsmitteln für Patienten im Kinderspital von Caracas.

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Die Lebensmittelkrise in Venezuela weitet sich auf die Spitäler aus: Laut der spanischen Nachrichtenagentur Efe hat das Kinderspital in Caracas seinen Küchendienst eingestellt.(Im Bild: Ein unterernährtes Baby, das den Angaben der Opposiotionsabgeordneten Maria Corina Machado zufolge in einem Spital in Píritu abgegeben wurde.)
Laut dem Pharmaverband Venezuelas werden auch Medikamente knapp - 98 Prozent der benötigten Arzneimittel fehlten, sagt der Verband gegenüber EuroNews. Oft würden die Patienten ihre eigenen Präparate mitbringen.
Weil in Venzuela die Nahrungsmittel knapp sind, gehen viele Venezolaner über die Grenze nach Kolumbien, um dort einzukaufen.
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Die Lebensmittelkrise in Venezuela weitet sich auf die Spitäler aus: Laut der spanischen Nachrichtenagentur Efe hat das Kinderspital in Caracas seinen Küchendienst eingestellt.(Im Bild: Ein unterernährtes Baby, das den Angaben der Opposiotionsabgeordneten Maria Corina Machado zufolge in einem Spital in Píritu abgegeben wurde.)

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Die Patienten im Kinderspital J. M. de los Ríos in Caracas bekommen seit Tagen keine Mahlzeiten mehr. Die Spitalleitung hat den Küchendienst eingestellt, nachdem vor rund zehn Tagen die letzten Reserven des Plastikgeschirrs ausgegangen waren.

Eine Mitarbeiterin des Spitals, die namentlich nicht genannt werden möchte, sagte der spanischen Nachrichtenagentur Efe, dass die Spitalküche seit Wochen eigentlich nicht mehr funktioniere — nicht nur wegen Materialmangels, sondern auch, weil «sie voller Kakerlaken und dreckig ist». Die Spitalverantwortlichen wollten zunächst einen Kammerjäger kommen lassen, aber weil ihnen der Preis für die Reinigung zu hoch vorgekommen sei, hätten sie es sein lassen und stattdessen die Küche verriegelt.

Opposition zeigt Präsenz

Vergangenen Sonntag besuchte ein Abgeordneter der Opposition, Tomás Guanipa, das Spital, um den Kindern Essen und Spenden zu bringen. Er wurde zunächst vom Sicherheitspersonal nicht hereingelassen. Erst als die Eltern der Patienten reklamierten, autorisierte die Spitalleitung Guanipas Eintritt.

«Ich hatte auf sozialen Plattformen gelesen, dass die Kinder seit gestern nichts mehr zu essen bekommen. Darum kam ich jetzt mit meiner Familie hierher, um ihnen etwas zu bringen», sagte der Politiker zu Efe. Im Gespräch mit Müttern erfuhr er dann, dass viele von ihnen zudem an dem Tag in der Klinik ausgeraubt worden waren.

Medikamente fehlen auch im OP-Saal

Die venezolanische Wirtschaftskrise macht sich auch in den OP-Sälen bemerkbar. Laut dem Pharmaverband Venezuelas werden auch Medikamente knapp — 98 Prozent der benötigten Arzneimittel fehlten, sagte der Verband gegenüber EuroNews. Oft würden die Patienten ihre eigenen Präparate mitbringen.

«Im OP- und Notfallbereich sterben Menschen, weil es an Medizin fehlt. Rund 70 Kinder sind in diesem Jahr bereits gestorben, weil Antibiotika knapp sind, mit denen beispielsweise neonatale Sepsis behandelt wird», sagte ein Arzt vom Spital in Mérida.

Im vergangenen Jahr lag die Säuglingssterblichkeit bei zwei Prozent, hundertmal höher als 2014. Die Verschlechterung des öffentlichen Gesundheitswesens ist eine grosse Herausforderung für die Regierung, da die kostenlose Gesundheitsversorgung mit der Hilfe kubanischer Ärzte zu den Grundpfeilern ihrer Politik zählt.

Die Oppositionsabgeordnete María Corina Machada postete vor zwei Wochen das Bild eines unterernährten Kindes, das ihren Angaben zufolge zusammen mit seinen drei Geschwistern in einem Spital in Píritu abgegeben worden war.

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