«Trump könnte nukleare Konflikte entfachen»

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Hillary Clinton«Trump könnte nukleare Konflikte entfachen»

Im Umgang mit Donald Trump schlägt Hillary Clinton einen neuen Ton an: In ihrer Rede zur Aussenpolitik hat sie gegen ihren voraussichtlichen Kontrahenten heftig ausgeteilt.

von
chk

«Trump ist unvorbereitet und vom Temperament her ungeeignet»: Hillary Clinton. (2. Juni 2016; Video: Reuters)

Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat ihren wahrscheinlichen republikanischen Rivalen Donald Trump ungewöhnlich scharf attackiert. Trump zu wählen, wäre ein «historischer Fehler», warnte Clinton am Donnerstag in San Diego. Trump werde Amerika in Krieg und Wirtschaftskrise führen. Zudem sei er charakterlich ungeeignet für das höchste Staatsamt. Trump schoss prompt mit einer Verbalattacke zurück.

Clintons Ansprache in der kalifornischen Stadt war eigentlich als Rede zur Aussenpolitik angekündigt worden. Doch zählte die frühere First Lady und Aussenministerin bald etliche Gründe auf, warum Trump aus ihrer Sicht nicht als Oberkommandierender tauge – etwa seine aggressiven Attacken via Twitter und seine emotionalen Ausbrüche. Zudem listete Clinton auf, wen der Immobilienmogul bislang beleidigt habe, darunter den Papst.

Er sei einfach unvorbereitet und vom Temperament her ungeeignet, sagte Clinton vor ihren Anhängern in einem Ballsaal. «Wir können ihn nicht mit Amerika würfeln lassen.»

Nukleare Konflikte und Wirtschaftskrise

Eine Trump-Präsidentschaft könne im Ausland nukleare Konflikte und in den USA eine Wirtschaftskatastrophe entfachen. «Es gibt kein Risiko, dass Menschen sterben, wenn man einen Golfplatz-Deal in den Sand setzt, aber in der Weltpolitik funktioniert das so nicht», sagte Clinton über den Geschäftsmann. In der internationalen Staatskunst stehe sehr viel mehr auf dem Spiel als in der Welt der Luxushotels.

«Stellen wir uns doch einmal vor, Trump hätte nicht nur seinen Twitteraccount zur Verfügung, wenn er wütend wird, sondern das gesamte Waffenarsenal der Vereinigten Staaten», sagte Clinton. «Ich denke, dass die Person, die von den Republikanern nominiert wird, nicht geeignet ist, diesen Job zu übernehmen.» Seine Bemerkungen zur atomaren Bewaffnung anderer Länder oder zum Einsatz von Folter offenbarten einen erheblichen Mangel an Wissen über die Welt, sagte Clinton.

Ihre eigene Aussenpolitik hingegen sei optimistisch, inklusiv und diplomatisch und speise sich aus langer Erfahrung im öffentlichen Leben, sagte Clinton. Sie wisse, was es bedeute, amerikanische Truppen zu entsenden und werde für die beständige Diplomatie sorgen, die das Land brauche. Über Trump sagte Clinton hingegen: «Er sagt, er hat aussenpolitische Erfahrung, weil er den Schönheitswettbewerb Miss Universe geleitet hat.»

Clinton nimmt Trumps Tweets ins Visier

Clinton äusserte zudem scharfe Kritik an Wahlkampfaussagen Trumps, etwa dessen Forderung nach einem vorläufigen Einreiseverbot für Muslime in die USA, einem Austritt der USA aus der Nato und dessen Sympathien für eine nukleare Bewaffnung Japans.

Auch Trumps Twitter-Attacken nahm Clinton ins Visier. Sie wette, dass er gerade eine solche vorbereite, während sie spreche. Tatsächlich twitterte Trump nach dem Ende ihrer Rede: «Schlechte Leistung von der betrügerischen Hillary Clinton! Liest schlecht vom Teleprompter ab! Sie sieht noch nicht einmal präsidial aus!»

Erst am Mittwochabend hatte er Clinton vorgeworfen, Unwahrheiten über seine aussenpolitischen Pläne zu verbreiten. «Sie lügt», sagte Trump über Clintons Rede. Zudem schien er von vorangegangenen Aussagen zu Japan abzurücken. «Sie sagen, ich will, dass Japan Atomwaffen bekommt. Verschont mich», erklärte Trump vor Anhängern in Sacramento. (chk/dapd)

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