Mit Öl-Fallen gegen Motorradfahrer

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Strassen-AttentäterMit Öl-Fallen gegen Motorradfahrer

Ein perfider Serientäter treibt auf den Strassen Süddeutschlands sein Unwesen: Er wirft Ölflaschen auf kurvige Strassen. Ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte gehen auf seine Rechnung.

von
vro

Ein Unbekannter hält die Kriminalpolizei in Süddeutschland auf Trab. Er wirft mit Altöl gefüllte Sekt- oder Weinflaschen auf Landstrassen und Autobahnen - mit fatalen Folgen: Immer wieder kommt es durch die Ölflecken zu schweren Unfällen. Im April 2011 forderte dies erstmals ein Todesopfer. Ein zweifacher Familienvater rutschte mit seinem Töff auf einer der Lachen aus und wurde gegen ein Auto geschleudert. Er hatte keine Überlebenschance. Um den Täter zu stoppen, wurde in Kempten (Allgäu) daraufhin die Ermittlergruppe «Ölfleck» gegründet. Im September hat die Polizei in Bayern erstmals eine Fallaufstellung veröffentlicht.

Bereits acht Fälle können dem Serientäter zugeschrieben werden. «Wie viele Fälle es aber tatsächlich sind, kann ich nicht sagen», sagt Alwin Bunk, Leiter der Ermittlergruppe «Ölfleck» gegenüber Spiegel TV. «Ich persönlich gehe davon aus, dass das nicht alles war.»

Immer gleiches Vorgehen

Das Vorgehen ist immer gleich: Der Täter schlägt meist am Wochenende zu und sucht sich gezielt viel befahrene, kurvige Strecken aus. Aus seinem Fahrzeug heraus wirft er seine Flaschen mit altem Motorenöl, gerne auch in schattenreichen Kurven, so dass die todbringenden Lachen nicht entdeckt werden.

Über das Motiv lassen sich derzeit nur Vermutungen anstellen. «Es kann sein, dass er im Strassenverkehr durch einen Motorradfahrer oder Autofahrer behindert wurde und sich dadurch in ihm ein Ärger angestaut hat, den er in anderer Form nicht abführen kann», erklärt der deutsche Fallanalytiker Markus Hoga. «Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der mit kalter Wut lebt, um ein Gefühl der Macht zu bekommen.»

Möglicher neunter Fall

Die Serie nahm ihren Anfang im Jahr 2007 in Schussenried (Baden-Württemberg). Damals warf der Unbekannte vier Flaschen auf die Strasse. Die Behörden gingen damals zunächst von einem harmlosen Zwischenfall aus. Kurz darauf wurde jedoch ein Töfffahrer das erste Opfer des skrupellosen Ölflaschenwerfers. Er rutschte auf einer der Lachen aus und kam zu Fall. Glücklicherweise wurde er nicht lebensgefährlich verletzt.

Auch ein zweites Opfer hatte Glück im Unglück: Ein 30-jähriger Familienvater kommt 2007 wegen eines Ölflecks rund 70 Kilometer vom ersten Unfallort entfernt ins Schleudern und überschlägt sich fünf Mal. Es grenze an ein Wunder, dass er diesen Unfall überlebt hat, wie «Spiegel TV» berichtet.

Im März dieses Jahres fand man in Diessen am Ammersee erneut Ölflecken auf der Strasse. Daneben lagen Glasscherben von Essig- und Ölflaschen, welche zuvor alle mit Öl gefüllt worden waren. Ob es sich wieder um den Serientäter handelt, konnte noch nicht festgestellt werden. Es wäre das neunte Mal, dass der Serientäter zuschlägt.

Keine Hinweise in der Schweiz

Bereits im Dezember 2008 glaubte ein Zeuge, den Täter gesehen zu haben. Ein Getränkelieferant erinnert sich an einen schwarzen Mitsubishi mit getönten Scheiben. Der Zeuge ging davon aus, dass der Fahrer des Wagens Ladung verloren habe. Als er neben ihm zum Stehen kam, bemerkte er eine Kiste mit Flaschen auf dem Beifahrersitz.

Die Untersuchungen zum Todesfall von 2011 brachten den Ermittlern weitere Erkenntnisse: An den Flaschen wurden DNA-Spuren gefunden, die mit über 1300 Personen aus der Region verglichen wurden - aber ohne Erfolg. Die Polizei Bayern ging bisher Hunderten von Hinweisen nach.

Auch die Schweizer Polizei- und Feuerwehrdienststellen wurden von der bayerischen Polizei gebeten, ihre Einsatzunterlagen zu überprüfen.

In den angrenzenden Schweizer Kantonen hat man bisher allerdings noch keine Hinweise erhalten, dass der Serientäter auch in der Schweiz unterwegs sein könnte. «Wir hatten bei uns noch keinen solchen Fall, unterstützen unsere deutschen Kollegen aber, wo wir können», sagt Patrick Caprez, Sprecher der Schaffhauser Polizei.

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