Ein Killer-PräsidentObama: «Ich bin echt gut im Töten von Menschen»
Eine beiläufige Bemerkung Barack Obamas über sein Talent fürs Killen erinnert an die unerhörte Macht des US-Präsidenten über Leben und Tod.
Vielleicht hat er sich nicht viel dabei gedacht. Sicher aber passt der Satz schlecht zum Friedensnobelpreis, den Barack Obama noch vor vor seiner ersten Wahl zum US-Präsidenten erhielt: Mitten im Wahlkampf von 2012 soll Obama seinen Beratern gesagt haben, er sei «echt gut im Töten von Menschen.»
Die aufsehenerregende Bemerkung steht in einem neuen Buch von Mark Halperin und John Heilemann. Unter dem Titel «Double Down: Game Change 2012» berichten die zwei Politjournalisten über das letzte Rennen um das Weisse Haus. Laut den Autoren soll Obama den Satz im Zusammenhang einer Diskussion der Drohnenangriffe in Pakistan geäussert haben.
Drohnenkrieg ausgeweitet
Statistisch hat Obama mit der Bemerkung die Wahrheit auf seiner Seite. Nach dem «Bureau of Investigative Journalism» sind dem ferngesteuerten Tötungsprogramm des US-Geheimdiensts CIA seit 2004 allein in Pakistan zwischen 2528 und 3648 Personen zum Opfer gefallen. Wie die New York Times vergangenes Jahr berichtete, lässt sich Obama von den Geheimdiensten jeweils eine «kill list» mit möglichen Drohnenzielen geben. Dann prüft er die einzelnen Optionen, berücksichtigt die Dringlichkeit und die Gefahr für umstehende Zivilpersonen. Schliesslich fällt er die Entscheidung für oder gegen den tödlichen Schlag aus der Luft.
Hunderte von Zivilisten betroffen
Trotz der behaupteten Vorsichtsmassnahmen werden neben den eigentlichen Zielen - Terroristen sowie Mitglieder der Taliban und anderer islamistischen Gruppen - immer wieder Zivilpersonen in Mitleidenschaft gezogen. Laut dem Büro für Investigativjournalismus sollen in Pakistan seit 2004 zwischen 416 und 948 Zivilisten aus der Luft getötet worden sein.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International protestieren gegen die US-Praxis des ferngesteuerten Tötens. Auch Pakistan und andere betroffene Staaten ersuchen die USA immer wieder, den Drohnenkrieg zu begrenzen. In der Folge ist die Häufigkeit der Drohnenangiffe seit ihrem Höhepunkt 2010 jedes Jahr zurückgegangen.
Was tun mit Gefangenen?
Obama hält aber nach wie vor an ihnen fest. Ein Grund dafür ist, dass er es im Vergleich für riskanter hält, die gefährlichen Gegner festzunehmen. Zudem stünde er dann vor dem Problem, einen Verwahrungsort für die Häftlinge finden zu müssen. Sie ins Terroristenlager von Grantánamo Bay auf Kuba zu schicken, kommt für Obama nicht in Frage.
Unter den zivilen Opfern machte der Fall des 16 Jahre alten Abdulrahman al-Awlaki Schlagzeilen. Der Sohn des amerikanischen al-Qaida-Führers Anwar al-Awlaki wurde im Oktober 2011 bei einem Luftschlag getötet. Amerikanische Drohnen treffen aber auch gefährliche Gegner, so zuletzt am Freitag den obersten Taliban-Führer in Pakistan, Hakimullah Mehsud. Auf ihn war ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgeschrieben gewesen. Mehsud hatte unter anderem Faisal Shahzad ausgebildet, der im Mai 2010 einen Bombenanschlag auf den New Yorker Times Square verüben wollte, aber glücklicherweise in letzter Minute scheiterte.
Der Sympathie kaum förderlich
Die US-Regierung kann immer wieder auf positive Aspekte des Drohnenprogramms verweisen, sodass dessen Bilanz gemischt bleibt. Wie Amerikanerinnen und Amerikaner über Obamas selbst bezeugtes Killertalent denken, ist ebenso unklar. Sympathiepunkte hat er mit seiner Bemerkung kaum geholt.