Heftige VorwürfeShebab-Miliz soll Kindersoldaten einsetzen
Human Rights Watch wirft der Shebab-Miliz in Somalia den Missbrauch von Kindern vor. Diese würden an der Front als «Kanonenfutter» eingesetzt, um ältere Kämpfer zu schützen.

Human Rights Watch kritisiert die Shabab-Miliz für den Einsatz von Kindersoldaten.
Human Rights Watch (HRW) hat den «furchtbaren Missbrauch» von Kindern durch die radikalislamische Shebab-Miliz in Somalia kritisiert. Sie rief alle Konfliktparteien zum Schutz der Kinder auf.
Infolge der Verschärfung der Kämpfe in den vergangenen zwei Jahren würden die Islamisten, die weite Teile des Zentrums und Südens des Bürgerkriegslands kontrollieren, zunehmend Kinder für ihren Kampf gegen die Regierung rekrutieren, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag.
«Nach mehreren Wochen harten Trainings schickt Shebab die Kinderrekruten an die Front, wo sie teilweise als 'Kanonenfutter' eingesetzt werden, um ältere Kämpfer zu schützen», erklärte HRW. Ein von der Organisation befragter 15-jähriger Junge sagte demnach, von seinen hundert Klassenkameraden hätten nur zwei überlebt. Nach HRW-Angaben verschleppt die Shebab-Miliz auch Mädchen an die Front, um sie Kämpfern zur Frau zu geben.
Familien, die sich der Verschleppung ihrer Kinder widersetzen, sowie Kindern, die vor der Miliz fliehen, drohe der Tod, berichtete die Menschenrechtsorganisation. Auch Lehrer, die sich dem Verbot von Englisch, Naturwissenschaften und anderen als unislamisch empfundenen Fächern widersetzten, müssten mit dem Tode rechnen.
Auch Vorwürfe an die Regierung in Mogadischu
Zugleich warnte HRW, dass auch die vom Westen unterstützte Übergangsregierung in Mogadischu und ihre Verbündeten weiterhin Kindersoldaten einsetzten. «Für Kinder in Somalia gibt es nirgendwo Sicherheit», erklärte die HRW-Vizedirektorin für Kinderrechte, Zama Coursen-Neff.
Der «furchtbare Missbrauch» von Kindern durch die Shebab-Miliz rechtfertige nicht den Einsatz von Kindersoldaten durch die Übergangsregierung. Die meisten Opfer in dem seit 2007 andauernden Konflikt zwischen der Übergangsregierung in Somalia und der Shebab- Miliz sind Zivilisten.
In dem ostafrikanischen Land gibt es seit dem Sturz von Präsident Siad Barre 1991 keinen funktionierenden Staat mehr. Auch mehrere ausländische Militärinterventionen brachten keinen Frieden. (sda)
Burkhalter an Somalia-Treffen
Bundesrat Didier Burkhalter wird morgen in London an einer internationalen Konferenz zur politischen Zukunft Somalias teilnehmen. Dies teilte das EDA gestern mit. Ziel ist es, die Hilfe der internationalen Gemeinschaft für Somalia besser zu koordinieren. Zudem soll die Zeit nach dem Mandatsende der Übergangsinstitutionen geplant werden.