Farage wettet auf Brexit – Buchmacher dagegen

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GrossbritannienFarage wettet auf Brexit – Buchmacher dagegen

Die Quoten der Wettgemeinde in England sprechen für einen EU-Verbleib. Das hindert Ukip-Chef Nigel Farage nicht daran, gegen den Trend zu wetten.

von
ofi
Britische Wettbüros wie William Hill gehen aufgrund der eingehenden Wetten vom Verbleib Grossbritanniens in der EU aus. Ein Verbleib bringt bei einem Wetteinsatz von einem Pfund gerade mal 1,17 Pfund ein. Beim Austritt ist ein Gewinn von bis zu vier Pfund möglich.
Natürlich wettet Ukip-Chef Nigel Farage auf den Brexit, ist er doch einer der lautesten und prominentesten Verfechter des Austritts aus der EU.
Das aktuelle Quoten-Barometer des Wettanbieters Ladbrokes zeigt bereits leicht angepasste Quoten, die nicht mehr ganz so deutlich gegen den Brexit sprechen.
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Britische Wettbüros wie William Hill gehen aufgrund der eingehenden Wetten vom Verbleib Grossbritanniens in der EU aus. Ein Verbleib bringt bei einem Wetteinsatz von einem Pfund gerade mal 1,17 Pfund ein. Beim Austritt ist ein Gewinn von bis zu vier Pfund möglich.

/Newscast

Umfrageergebnisse in Grossbritannien sagen mal ein knappes Ergebnis für, mal ein knappes gegen Brexit voraus. Die Prognosen unterscheiden sich je nach durchführendem Institut um mehrere Prozentpunkte. Die einzigen, die stabile Annahmen liefern, sind die Buchmacher, wie die deutsche Zeitung «Welt» schreibt.

Die Quoten für einen Austritt liegen bei rund vier zu eins, diejenigen für einen Verbleib in der EU bei eins zu sechs. Das heisst, setzt man ein Pfund auf den Austritt, würde man vier Pfund gewinnen, setzt man das Pfund auf den Verbleib, gibt es gerade einmal 1,17 Pfund. Die Wetter und die Wettbüros rechnen also damit, dass die Briten in der EU bleiben wollen.

Prognosen sprechen für Wettquoten

Ein Blick auf die letzten grossen politischen Abstimmungen und Wahlen in Grossbritannien zeigt: Die Wettquoten liefern eine viel genauere Prognose über den Ausgang der Urnengänge als alle Umfragen oder Experteneinschätzungen.

Als vor zwei Jahren die Schotten über ihre Unabhängigkeit abstimmten, rechnete das Institut YouGov mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung der Abspaltungswilligen. Die Wettquoten hingegen blieben stabil auf Status-quo-Kurs und wurden schliesslich klar bestätigt.

Mai 2015 – andere Abstimmung, gleiches Bild: Umfragen und Experten rechneten damit, dass Premierminister David Cameron abgewählt und Ed Miliband an seiner Stelle in die Downing Street 10 einziehen würde. Die britischen Wetter dagegen setzten ihr Geld weiter auf David Cameron und behielten erneut Recht.

Quoten lagen bei allen Wahlen seit den 1980er-Jahren richtig

Der Wettspiel-Experte Leighton Vaughan Williams von der Betting Research Unit an der Universität Nottingham hat eine einfache Erklärung für diese Diskrepanz: «Forscher ermitteln mit ihren Umfragen, was der Wähler im Moment der Umfrage denkt. Beim Wetten geht es darum vorherzusagen, was in der Zukunft geschieht.» Das kollektive Wissen sei grösser als die Annahme von einigen wenigen Personen. «Eine riesige Anzahl Menschen füttert da ihre beste Information und Analyse ein, weil die Aussicht auf eine finanzielle Belohnung direkt davon abhängt», sagte Williams zur «Welt».

Politwetten sind in Grossbritannien in den 1980er-Jahren aufgekommen und seither lagen die Buchmacher mit ihren Quoten bei sämtlichen Parlamentswahlen richtig. Das hat laut Graham Sharpe vom Wettanbieter William Hill damit zu tun, dass Politwetter generell besser gebildet und extrem gut informiert sind. «Ich bin ein Daten-Fresser und süchtig nach Information», sagte etwa ein Börsenhändler, der beim Schottland-Referendum 250'000 Euro gewonnen hatte, zur BBC.

Laut Sharpe könnte die Brexit-Abstimmung aber zu einem Sonderfall werden: «Ich kann mich an wenige politische Ereignisse erinnern, die unser Land so polarisiert haben.» Genau diese Polarisierung könnte laut der «Welt» nun dazu führen, dass die Wettquoten am Ende falsch liegen. Und tatsächlich haben einige Wettanbieter ihre Brexit-Quote zuletzt etwas angepasst. Statt vier zu eins bieten die Büros neu nur noch einen Drei-zu-eins-Gewinn an. Wie der «Express» schreibt, hat einer der prominentesten Brexit-Befürworter seine Wette längst platziert: Ukip-Chef Nigel Farage.

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