Emmanuel MacronWer ist der «französische Kennedy»?
Emmanuel Macron ist unkonventionell, will «weder rechts noch links» sein. Wer ist der 39-Jährige und für was steht er?
Nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs hat der 39-jährige Emmanuel Macron die besten Chancen, der neue Präsident Frankreichs zu werden. Wer ist der 39-Jährige, der wegen seines jugendlichen Aussehens und dynamischen Auftretend auch als «französischer Kennedy» bezeichnet wird?
- Partei: Hinter Macron steht die von ihm 2016 gegründete politische Bewegung «En Marche!» (In Bewegung). Einen klassischen Parteiapparat hat er nicht.
- Linie: Macron ist unkonventionell, er will «weder rechts noch links» sein. Er gilt als Mitte-Links-Politiker, seine Ausrichtung ist sozialliberal.
-Haushaltdisziplin und Steuersenkungen:
Der parteilose Politiker will Frankreich umfassende Reformen verordnen: Macron will bei den Staatsausgaben binnen fünf Jahren 60 Milliarden Euro einsparen und dazu unter anderem 120'000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen. Zugleich sollen Unternehmen bei Steuern und Abgaben entlastet werden. So soll die Unternehmenssteuer von 33,3 auf 25 Prozent sinken. Steuerentlastungen soll es auch für die Bürger geben: 80 Prozent der Haushalte sollen drei Jahre lang von der Wohnungssteuer befreit werden.
- Reformen von Arbeitsmarkt und Renten:
Macron will die 35-Stunden-Woche weiter lockern und Unternehmen und Gewerkschaften mehr Raum geben, über die Arbeitszeiten zu verhandeln. Die Arbeitslosenversicherung soll für Selbstständige, Unternehmer und Landwirte geöffnet werden, ausserdem für Angestellte, die von sich aus gekündigt haben. Zugleich soll der Druck auf Arbeitslose erhöht werden, angebotene Jobs anzunehmen.
Im linken Sozialistenflügel stösst sein Reformeifer auf Widerstand. Gerade dass er die 35-Stunden-Woche in Frage stellt, nehmen ihm viele Franzosen übel.
- Haltung zu Europa: Macron tritt für Europa und damit auch für eine enge Partnerschaft mit Deutschland ein. Das macht ihn zum prominentesten Widersacher der europafeindlichen Rechtspopulistin Marine Le Pen. Sein Bekenntnis zur EU ist gleichfalls nicht bedingungslos. So sagt Macron: «Europa muss sich auch ändern.» Er will Bürgerkonvente auf dem ganzen Kontinent einberufen, um «dem europäischen Projekt wieder eine Richtung zu geben». Zudem stellt sich Macron klar hinter weitreichende Reformideen für die Eurozone, die unter anderem einen eigenen Haushalt bekommen soll.
- Umwelt und Atomkraft:
Macron hält an dem Ziel der jetzigen Regierung fest, den Atomstromanteil von derzeit rund 75 Prozent bis 2025 auf 50 zu senken. Er ist auch für die Schliessung des Pannen-Akws Fessenheim im Elsass. Bis 2022 sollen eine Million schlecht isolierte Wohnungen renoviert werden.
- Herkunft:Arztsohn Macron blickt auf eine brillante Karriere. Er absolvierte die Elite-Kaderschmieden Sciences Po und ENA, wurde Finanzinspektor und verdiente viel Geld bei der Investmentbank Rothschild, bevor ihn Präsident François Hollande 2014 als parteilosen Wirtschaftsminister in den Élyséepalast holte. In dieser Funktion versuchte Macron, eine neue Dynamik in den kriselnden Wirtschaftsstandort Frankreich zu bringen. Ein nach ihm benanntes Reformgesetz liberalisierte unter anderem den Busfernverkehr und lockerte die Sonntagsöffnungszeiten.
- Privates: Verheiratet mit Brigitte Macron (64). Er kennt sie seit seiner Schulzeit in Amiens. Im Alter von 17 Jahren verliebte er sich in einer von Jesuiten geführten Privatschule in Amiens in seine Französischlehrerin. Um einem Skandal zu entgehen, wechselte er für sein Abitur an ein Gymnasium in Paris. Die Liebe jedoch blieb bestehen. Seit 2007 ist der Politiker mit Brigitte Trogneux verheiratet. Die 24 Jahre ältere Pädagogin hat laut Gala.fr drei Kinder aus einer früheren Beziehung und sechs Enkelkinder. Die Sympathien seiner Landsleute dürften auch mit Macrons ungewöhnlicher Liebesgeschichte zu tun haben. (gux/sda)