Schweizer filmt Schiesserei vor Synagoge

Aktualisiert

Angriff in JerusalemSchweizer filmt Schiesserei vor Synagoge

In Israel ist es zu einem schweren Anschlag gekommen. Mindestens sechs Menschen wurden getötet, mehrere Personen verletzt. Ein Schweizer war vor Ort.

Bei einem Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem sind am Dienstag mindestens sechs Menschen getötet sowie mehrere verletzt worden. Polizeisprecher Mickey Rosenfeld sagte, bei den Toten handle es sich um vier jüdische Betende und zwei Attentäter.

Ein Leser-Reporter sagte zu 20 Minuten, dass die Angreifer auch die Polizisten attackiert hätten. Die beiden Täter seien von den Beamten erschossen worden. Die Szene hielt er mit einem Handy-Video fest. «Ich sah wie Verletzte aus der Synagoge getragen wurden. Es war sehr traurig. In letzter Zeit häufen sich hier leider die Anschläge».

Der Leser-Reporter, welcher zu Ferien- und Studiumszwecken in Jerusalem weilt, denkt aber nicht an ein früheres Abreisen. «Auch in anderen Ländern gibt es Attentate.»

Verschiedene Waffen

Die Polizei bezeichnete die Tat als «terroristischen Akt». Israelische Medien berichteten, die beiden Angreifer aus dem arabischen Ostteil Jerusalems hätten in dem Stadtteil Har Nof Gläubige mit Messern und Äxten angegriffen. Sie hätten auch mit einem Revolver geschossen.

Herbeigerufene Polizisten hätten die beiden nach einem kurzen Feuergefecht getötet. Die Verletzten wurden in Spitäler gebracht.

«Heroische Tat»

Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas begrüsste den Anschlag als «heroische Tat». Hamas-Sprecher Muschir al-Masri sprach von einer «natürlichen Reaktion». Es sei die Rache für den Tod eines arabischen Busfahrers, sagte Al-Masri. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer «Hinrichtung» des Fahrers.

Nach Angaben der israelischen Polizei hatte der am Sonntagabend erhängt in einem Bus aufgefundene Palästinenser jedoch Selbstmord begangen. Seine Familie beschuldigt jedoch jüdische Extremisten, hinter der Tat zu stehen.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern verschärft. Die Auseinandersetzungen schlugen immer wieder in Gewalt um. Mindestens sechs Juden wurden in der Stadt in den vergangenen Wochen auf offener Strasse von Palästinensern getötet.

Unruhe um Tempelberg

Hintergrund der Unruhen ist der Streit über den Zugang zum Tempelberg. Für Muslime ist das dortige Edle Heiligtum der drittheiligste Ort nach Mekka und Medina in Saudi-Arabien. Sie sind nach einer seit Jahrzehnten geltenden Regelung die einzigen, die auf der Hochfläche mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee beten dürfen.

Den Juden ist der frühere Standort des biblischen Tempels ebenfalls heilig, und zwar in einem Masse, dass sie ihn eigentlich nicht betreten sollen. Doch hatten zuletzt Fundamentalisten die Anhöhe gezielt besucht. Einige fordern den Wiederaufbau des Tempels. Dies schürt bei Muslimen Sorge, Israel wolle die Kontrolle über die Stätte übernehmen.

Wunder Punkt in dem Konflikt um Jerusalem ist auch der israelische Siedlungsbau im Osten der Stadt, den Israel 1967 erobert hatte. Die immer neuen Bauprojekte drohen, die Verbindung zwischen Ostjerusalem und Westjordanland zu kappen. Die Palästinenser wollen dort und im Gazastreifen ihren Staat errichten und Jerusalem zur Hauptstadt machen.

«Scharfe Reaktion»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat auf den tödlichen Synagogenangriff eine «scharfe Reaktion» angekündigt. Die Attacke sei ein «grausamer Mord an Juden, die zum Beten gekommen seien und von verabscheuungswürdigen Mördern getötet worden seien, sagte er am Dienstag. Er machte für das Attentat die islamistische Palästinenserorganisation Hamas und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verantwortlich, die dazu aufgestachelt hätten.

Die internationale Gemeinschaft ignoriere diese Aufhetzung, sagte er. US-Aussenminister John Kerry verurteilte den Angriff. Er forderte die palästinensischen Führer in London auf, die Aufhetzung zu stoppen.

(sda)

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