Amnesty wirft Katar Ausbeutung vor

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Fussball-WM 2022Amnesty wirft Katar Ausbeutung vor

Katar ist eines der reichsten Länder der Welt. Trotzdem müssen laut Amnesty International Wanderarbeiter für die Fussball-WM 2022 unter Lebensgefahr arbeiten und armselig hausen.

Im Golf-Emirat Katar müssen nach Angaben von Amnesty International ausländische Bauarbeiter unter lebensgefährlichen Bedingungen auf Baustellen für die Fussballweltmeisterschaft 2022 arbeiten. Sie bekämen ihren Lohn oft nicht ausgezahlt und müssten unter armseligen Bedingungen in einem der reichsten Länder der Welt hausen, beklagte die internationale Menschenrechtsorganisation in einem am Sonntag in London vorgelegten Bericht. Sie forderte den internationalen Fussballverband Fifa auf, sich dafür einzusetzen, dass Ausbeutung und Menschenrechtsverstösse aufgehoben werden.

AI-Generalsekretär Salil Shetty sagte, es sei «schlicht unentschuldbar, dass eines der reichsten Länder der Welt Wanderarbeiter skrupellos ausbeutet, ihres Lohns beraubt und sie ums Überleben kämpfen lässt». Amnesty legte den Bericht eine Woche nach einem Besuch von FIFA-Präsident Sepp Blatter beim Emir von Katar vor. Blatter äusserte dabei Besorgnis über die von Zeitungen berichteten mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen und Todesfällen in extremer Hitze auf Baustellen.

Fifa sei in der Pflicht

«Unsere Erkenntnisse zeigen ein alarmierendes Ausmass der Ausbeutung im Bausektor Katars an», erklärte Shetty. «Die Fifa hat eine Pflicht, eine starke öffentliche Botschaft zu senden, dass Menschenrechtsverletzungen bei Bauprojekten im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft nicht toleriert werden.»

Amnesty hoffe, dass die Fussballweltmeisterschaft in Katar ein Katalysator für einen sozialen Wandel im Nahen und Mittleren Osten sein könne, einschliesslich einer «Verbesserung des Arbeitsrechts und der Bedingungen für Wanderarbeiter».

220 Milliarden Dollar für Infrastruktur

Katar werde bis zu 220 Milliarden Dollar (163 Milliarden Euro) in Infrastrukturmassnahmen im Zusammenhang mit der Fussball-WM investieren, schätzte Amnesty. Direkt für WM-Bauten müssten allerdings nur vier Milliarden Dollar aufgewendet werden. Von den WM-Organisatoren übernommene Arbeitsschutzrechte könnten «potenziell Vorbild für andere Bauunternehmen in Katar sein».

Allerdings nähmen sowohl Bauunternehmen als auch die Behörden Katar keine Rücksicht auf Wanderarbeiter, klagte Shetty. «Arbeitgeber in Katar haben eine erschreckende Geringschätzung für grundlegende Menschenrechte von Wanderarbeitern gezeigt. Viele nutzen eine duldende Umgebung und eine lasche Durchsetzung des Arbeitsschutzes aus, um Bauarbeiter auszubeuten.» (sda)

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