Jüdisches Blatt entfernt Sommaruga aus Foto

Aktualisiert

Pariser GedenkmarschJüdisches Blatt entfernt Sommaruga aus Foto

Die ultraorthodoxe jüdische Zeitung «Hamodia» hat etwas gegen weibliche Staatschefs. Also wurden sie einfach aus den Trauermarsch-Bildern geschnitten.

von
cho

Beim Trauermarsch in Paris für die Attentatsopfer liefen auch weibliche Spitzenpolitiker an vorderster Front mit – etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Eine ultraorthodoxe israelische Zeitung hat jedoch bei ihrer Berichterstattung drei Frauengesichter digital aus dem Bild entfernt: Sommaruga, Merkel und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatten für die jüdischen Journalisten nichts in der Gruppe zu suchen.

Das Blatt «Hamodia» (Der Verkünder) hat eine Auflage von etwa 25'000 Exemplaren und schreibt für die tiefreligiöse Gemeinde in Israel. Ultraorthodoxe Zeitungen drucken aus religiösen Gründen keine Abbilder von Frauen ab. Als provokativ empfundene Werbungen mit Frauengesichtern und -körpern werden daher in Jerusalem auf der Strasse häufig übermalt oder zerstört.

Keine ungewöhnliche Massnahme

Wenn ultraorthodoxe Medien Bilder mit grossem Nachrichtenwert veröffentlichen wollen, ist es deshalb nicht ungewöhnlich, dass diese «nachbearbeitet» werden, damit keine Frauengesichter zu sehen sind. So wurde etwa auch Hillary Clinton 2011, als Osama Bin Laden getötet wurde, aus einem Fotos wegretuschiert.

Die säkulare israelische Zeitung «Maariv» berichtete in ihrer Online-Ausgabe unter der ironischen Überschrift «Journalismus vom Feinsten» über den jüngsten Fall. Auf dem Originalbild stand Merkel Arm in Arm mit dem französischen Präsidenten François Hollande, Sommaruga zwischen Jordaniens König Abdullah und dem türkischen Minister Ahmet Davutoglu. Auf der Version von «Hamodia» hat Hollande auf wundersame Weise einen anderen Mann an seiner Seite: den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. (cho/sda)

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