Experte zu Sex-Gerüchten«Bisher hat Kritik Trump kaum je geschadet»
Besitzt Russland Material, um Donald Trump gefügig zu machen? Für den USA-Experten Manfred Elsig ist nicht einmal klar, ob der neue US-Präsident überhaupt erpressbar ist.
Russland ist US-Medienberichten zufolge im Besitz von kompromittierendem Material über den US-Präsidenten Donald Trump. Dabei soll es um finanzielle Belange gehen, vor allem aber existiere Videomaterial, das Trump bei Sexspielen mit Prostituierten im Jahr 2013 zeige.
Sowohl Trump als auch Wladimir Putins Sprecher bezeichnen diese Informationen als Lügen und Fälschungen. «Der Kreml besitzt kein kompromittierendes Dossier über Herrn Trump, solche Informationen haben nichts mit der Realität zu tun und sind nichts als eine Fantasie», zitiert die «New York Times» den Kreml-Sprecher.
Ob die Behauptungen im Geheimdienst-Dossier oder die Dementis der Betroffenen glaubwürdiger sind, lasse sich nach jetzigem Wissensstand nicht beurteilen, sagte der USA-Experte Manfred Elsig von der Universität Bern zu 20 Minuten. Ob Trump dadurch erpressbar wäre, wie verschiedene US-Medien schliessen, sei auch noch nicht absehbar. «Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass Kritik Trump nicht sonderlich schadet», sagt der Professor für Internationale Beziehungen.
Wie lange sammelt Russland schon Daten zu Trump?
Als problematisch könne sich vor allem der Verdacht herausstellen, dass Trumps Wahlkampfteam in Kontakt mit Moskau gestanden habe. «Sollte das stimmen, wäre der Druck gross, eine parlamentarische Untersuchung einzuleiten», sagt Elsig. Bemerkenswert wäre es auch, wenn Russland seit langem Informationen über Trump gesammelt hätte – lange bevor seine Kandidatur für das Präsidentenamt bekannt war.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei für Trump und seine künftige Regierung alles andere als günstig, meint Elsig. Insbesondere den Kandidaten für Regierungsposten, die diese Woche vom Kongress befragt werden und von denen einige gute Verbindungen nach Russland haben, dürfte besonders genau auf den Zahn gefühlt werden.

Manfred Elsig
Professor für Internationale Beziehungen, World Trade Institute, Universität Bern