Japan darf in der Antarktis keine Wale mehr jagen

Aktualisiert

Gerichtshof Den HaagJapan darf in der Antarktis keine Wale mehr jagen

Jahrzehntelang umging Japan das Walfangverbot in der Antarktis mit der Begründung, für die Wissenschaft zu fischen. Nun widerspricht der Internationale Gerichtshof.

Japan darf nach einem Urteil des Internationalen Gerichtshofes im Südpolarmeer keine Wale mehr jagen. Japan verstosse mit der Jagd auf die Meeressäuger gegen ein Moratorium von 1986, entschied das höchste UNO-Gericht am Montag in Den Haag.

Das Land muss sein umstrittenes Forschungsprogramm in dem Gebiet vorerst einstellen. Nach diesem Programm dient die Jagd «keinem wissenschaftlichen Zweck», erklärte Gerichtspräsident Peter Tomka.

Japan bezieht den grössten Teil des Fleisches, das manchen Japanern als Delikatesse gilt, aus dem Schutzgebiet um den Südpol. Das Urteil der 16 Richter am UNO-Gericht ist bindend, eine Berufung ist nicht möglich.

Australien hatte Japan 2010 verklagt, da es trotz des internationalen Verbotes weiterhin kommerzielle Jagd auf Grosswale betreibe. Japan hatte sich aber auf eine Ausnahmeregel berufen, die die Jagd für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Doch das Gericht erklärte, dass weitaus mehr Tiere getötet wurden, als dafür nötig seien. Japanische Jäger hatten im Südpolarmeer jährlich Hunderte der Tiere getötet.

Tierschützer begrüssen Urteil

«Das bedeutet, dass wir keine Harpunen mehr im Südlichen Ozean sehen werden», sagte der ehemalige australische Umweltminister Peter Garrett dem Sender ABC. Er sei überglücklich angesichts der Entscheidung. Garrett hatte das Gerichtsverfahren angestossen.

Das Urteil sei längst überfällig gewesen, erklärte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. «Wir freuen uns über dieses starke Signal aus Den Haag, das dem sinnlosen Töten in der Antarktis - unter fadenscheinigen Gründen und Nutzung rechtlicher Lücken - nun hoffentlich auch langfristig Einhalt gebietet.»

Unter dem Deckmäntelchen der Forschung habe Japan in den vergangenen 20 Jahren mehr als 10'000 Grosswale getötet, darunter Finn-, Sei-, Zwerg-, Bryde- und Pottwale.

Tierschützer begrüssten das Urteil. Der WWF sprach von einer «Sternstunde für den weltweiten Walschutz». Greenpeace erklärte: «Jeder weitere Versuch der japanischen Regierung, das Walfangmoratorium zu umgehen, wäre unethisch, unzeitgemäss und unwirtschaftlich.»

Tokio «zutiefst enttäuscht» von Urteil

Japan hat sich «zutiefst enttäuscht» über das Verbot seiner Walfang-Aktivitäten in der Antarktis gezeigt, will sich aber daran halten.

«Als Staat, der sich an Recht und Gesetz hält, und als verantwortungsvolles Mitglied der Weltgemeinschaft wird Japan die Entscheidung des Gerichts befolgen», sagte der japanische Verhandlungsführer Koji Tsuruoka am Montag in Den Haag.

Neben Japan bekennen sich auch Norwegen und Island zur Jagd auf die Meeressäuger. Sie betreiben kommerziellen Walfang und berufen sich dabei auf ihre Traditionen. (sda)

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