IS-Terrormiliz köpft 21 Christen in Libyen

Aktualisiert

LibyenIS-Terrormiliz köpft 21 Christen in Libyen

Seit Wochen halten Extremisten in Libyen 21 koptische Christen als Geiseln. Nun erscheint im Internet ein grausiges Video. Es soll ihre Massenenthauptung zeigen.

Ausschnitt aus einem Video, das IS-Anhänger aus Libyen gedreht haben sollen. Die Echtheit des Videos konnte die Agentur AP zunächst nicht bestätigen.

Ausschnitt aus einem Video, das IS-Anhänger aus Libyen gedreht haben sollen. Die Echtheit des Videos konnte die Agentur AP zunächst nicht bestätigen.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in Libyen nach eigenen Angaben koptische Christen enthauptet. In einem am Sonntag im Internet veröffentlichten Video tragen die Opfer orangefarbene Kleidung, wie sie oft von IS-Geiseln getragen wird.

Bei den Opfern handelt es sich um Kopten, die die Gruppe in Libyen entführt hatte. Die koptisch-orthodoxe Kirche hat die Ermordung der 21 Christen bestätigt. In dem Video ist die Enthauptung von mindestens zehn Geiseln zu sehen. Das ägyptische Staatsfernsehen hat Ausschnitte aus dem Video gezeigt.

«Wir schwören bei Allah, wir werden es mit eurem Blut mischen»

Darin sagt einer der maskierten Täter, der eine Militäruniform trägt und ein Messer auf die Kamera richtet, auf Englisch: «Wir befinden uns hier südlich von Rom, im Land des Islam Libyen (...), das Meer, in dem ihr die Leiche von Scheich Osama Bin Laden versteckt habt, wir schwören bei Allah, wir werden es mit eurem Blut mischen.»

Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden war im Mai 2011 bei einer US-Kommandoaktion in Pakistan getötet worden. Seine Leiche wurde an einem geheim gehaltenen Ort im Meer versenkt.

Kopten waren «gerade auf dem Heimweg»

Offenbar waren die koptischen Christen als Gastarbeiter in Libyen und «gerade auf dem Heimweg nach Ägypten, als ihr Bus von den Terroristen aufgehalten wurde».

Das bestätigte der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, der deutschen «Bild»-Zeitung. Die Terroristen verlangten demnach die Ausweise der Gastarbeiter und zwangen die Kopten zum Aussteigen.

«Zuerst dachten wir an eine Entführung, doch eine Lösegeld-Forderung wurde nie gestellt», so Bischof Damian weiter. Angehörige der ägyptischen Kopten, deren Religion in ägyptischen Ausweisen vermerkt ist, wandten sich darauf an die ägyptische Regierung und baten um Hilfe.

«Was können wir sagen?»

«Wir wollten, dass diesen Menschen geholfen wird, doch die Behörden haben nichts gemacht. Und jetzt wurden diese Menschen getötet, nur weil sie Christen sind», sagte der Bischof. Islamisten verfolgen die Kopten in der Region bereits seit Jahren mit extremer Gewalt.

Im ägyptischen Dorf El-Aur, aus welchem 13 der Geiseln stammten, wurde die Nachricht von deren Ermordung mit Fassungslosigkeit aufgenommen. Kalini Sanjut, Onkel von zwei der Geiseln, konnte sich am Sonntagabend am Telefon kaum äussern. «Was können wir sagen? Kann uns irgendwer sagen, ob das wahr ist?», sagte er mehrfach. «Das gesamte Dorf trauert. Die Männer bedecken ihre Köpfe mit Staub und Matsch.»

Al-Sisi ruft Sicherheitskabinett ein

Ägyptens Präsident al-Sisi berief nach der Gräueltat im Nachbarland Libyen das Sicherheitskabinett ein, dem neben ihm auch die Minister für Verteidigung und Inneres sowie führende Militärvertreter angehören.

Die Al-Aschar-Universität in Kairo, eine angesehene islamische Universität, nannte die Ermordung der Kopten «barbarisch». Die Universität habe von den Enthauptungen «einer Gruppe unschuldiger Ägypter mit grosser Sorge und Trauer» erfahren.

«Al-Aschar betont, dass solch eine barbarische Tat nichts mit einer Religion der menschlichen Werte zu tun hat.» Die koptische orthodoxe Kirche erklärte, sie sei «zuversichtlich», dass die Mörder der Ägypter bestraft würden.

Gefährdete Kopten

Am Donnerstag hatten die Dschihadisten in ihrer Onlinezeitung «Dabik» gemeldet, sie hätten 21 koptische Ägypter in ihrer Gewalt. Der libysche Arm des IS hatte im Januar die Entführung von 21 Kopten gemeldet, die Behörden in Kairo bestätigten ihrerseits die Entführung von 20 Ägyptern in Libyen.

Kopten waren in Libyen, das seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 keine funktionierende Staatsgewalt hat, bereits mehrmals Opfer von Gewalt.

Der IS brüstet sich immer wieder mit der Tötung von Geiseln. Zuletzt hatte die Gruppe in Syrien einen jordanischen Piloten bei lebendigem Leib verbrannt und zwei Japaner enthauptet. (sda)

USA verurteilen Massenenthauptung scharf

Die USA haben die mutmassliche Massenenthauptung von Christen durch die Terrormiliz Islamischer Staat als «abscheulich» und «feige» verurteilt.

Die Grausamkeit der Extremistengruppe «kennt keine Grenzen», erklärte Regierungssprecher John Earnest am Sonntag in einer Stellungnahme.

Zudem unterstrich er die Notwendigkeit einer politischen Lösung des Konflikts in Libyen, wo sich die mutmassliche Bluttat zugetragen haben soll. Die Situation in dem Land nütze nur den Terrorgruppen. Das libysche Volks müsse vereint gegen Terrorismus aufstehen, forderte Earnest. (SDA)

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