Komiker-Star will mehr Moral und Jugend
Der italienische Komiker Beppe Grillo setzt seine Kampagne zur Moralisierung der italienischen Politik fort. Unter anderem will er das Land nur noch von 30-Jährigen regiert haben.
Im Senat in Rom reichte er am Freitag 350 000 Unterschriften zur Unterstützung seines Gesetzesprojektes für eine Erneuerung des politischem Systems ein.
Begleitet wurde Grillo von Hunderten Anhängern. Der Satiriker verlangt, dass verurteilte Politiker nicht mehr im Parlament sitzen dürfen. Zudem will er die Amtszeit von Politikern auf zwei Legislaturperioden beschränken.
Grillos Hauptanliegen ist jedoch eine Verjüngung der Politik. «Das Land sollte von 30-Jährigen regiert werden», meinte der Komiker.
Der Genueser, der seit Monaten eine beispiellose Kampagne zum Abbau der Privilegien von Parlamentariern und für eine tiefgreifende «Remoralisierung» der italienischen Politik führt, attackiert vor allem die «Kaste» der Politiker, die jeden Kontakt mit der Wählerschaft verloren habe und ihre Privilegien voll ausnütze.
«Geschwür Information»
Grillo sparte nicht mit Angriffen auf die Medien. «Das wahre Geschwür in Italien ist nicht die Politik, sondern die Information. Die Medien überschwemmen die Leute mit Blödsinn, während die wichtigen Informationen versanden», erklärte Grillo.
Der beliebte Satiriker scheint bei Politikern aller Parteien so gefürchtet zu sein, dass ihm seit über 20 Jahren der Zugang zu TV- Programmen verwehrt ist. Doch seine Shows in den grössten italienischen Theatern sind Monate im Voraus komplett ausgebucht.
Hunderttausende Italiener haben seine Auftritte gesehen. Mit einer Mischung aus Anti-Politik, Umweltaktivismus und Kampagne zum Schutz der italienischen Konsumenten ist der 59-Jährige zu einer Art italienischem Michael Moore geworden.
Zum Entsetzen vieler führender Politiker geht der «Antipolitiker» jetzt noch einen Schritt weiter: Der Komiker ruft seine Anhänger dazu auf, über Bürgerlisten direkt ins politische Geschehen einzugreifen. Die «Grillo-Listen» sollen sein geschütztes Markenzeichen erhalten und in den Kommunen antreten. Damit ist der Komiker nun indirekt in die Politik gegangen.
(sda)