TerrorismusDer IS prahlt im Netz mit seinen Kindersoldaten
Die Terrormiliz IS setzt zahlreiche Kinder und Jugendliche als Selbstmordattentäter ein, wie eine US-Studie zeigt.

Kindersoldat in der Nähe von Raqqa: Kinder und Jugendliche werden vom IS für Terrorakte eingesetzt. (Archiv)
Keystone/AP/Raqqa Is being Slaughtered Silently«Der Junge küsst die Hand seines Vaters ein letztes Mal. Dann klettert er in ein gepanzertes Fahrzeug, das mit Sprengstoff beladen ist. Seine Fahrt endet Minuten später. Das Kind sprengt sich mit dem Wagen in der Nähe von Aleppo in die Luft.» So beschreibt www.spiegel.de eine Szene, die aus einer Studie des Combating Terrorism Center der US-Militärakademie West Point über die Terrororganisation Islamischer Staat hervorgeht.
Für den Bericht haben die Autoren minutiös Propaganda-Material des IS ausgewertet. Die Terrormiliz veröffentlicht regelmässig Videos von Trainingscamps, in denen Kinder militärisch gedrillt werden. Anders als frühere Terrororganisationen verheimlichen die Jihadisten nicht, dass sie Kinder und Jugendliche einsetzen. «Die Terrorgruppe postet ausserdem Fotos und ehrende Beschreibungen von Minderjährigen, die im Kampf getötet wurden oder sich als Attentäter in die Luft sprengten», schreibt Spiegel online weiter.
Zwei Drittel aus Syrien und dem Irak
Die amerikanische Studie kam zu fünf wichtigen Erkenntnissen. So starben 39 Prozent der Kinder und Jugendliche als Selbstmordattentäter, die sich mit ihrem Fahrzeug in die Luft sprengten. 33 Prozent verloren ihr Leben im Kampf. Rund 60 Prozent der getöteten Minderjährigen stammen aus Syrien und dem Irak. Aber auch Kinder aus anderen Nationen wurden getötet (Marokko, Australien, Grossbritannien oder Frankreich).
Der IS vermeidet es, das Alter seiner Kämpfer anzugeben. Die Studie geht davon aus, dass sechs Prozent der Toten jünger als zwölf Jahre alt waren. 60 Prozent dürften zwischen 12 und 16 Jahre alt gewesen sein. Die Zahl der Jungen, die für Terrorakte eingesetzt werden, steigt kontinuierlich. Im Januar 2015 sollen drei minderjährige Selbstmordattentäter eingesetzt worden sein, im Oktober sechs, und im Januar bereits deren zehn, sagt der Bericht.
An der Seite von älteren Milizionären
Schliesslich hält die Studie fest, dass die jungen Menschen die Erwachsenen nicht ersetzen. Stattdessen kämpfen die Jugendlichen an der Seite von älteren Kriegern. Das sei kein Zeichen von wachsender Verzweiflung, hält der Bericht fest. Die Kindersoldaten seien ein Teil der psychologischen Kriegsführung des IS.
Wohl nicht zu unrecht glaubt Spiegel online, dass dies Konsequenzen im Nahen Osten für die Zukunft haben wird. «Selbst wenn die Terrormiliz in den kommenden Jahren militärisch besiegt werden sollte: Es wird lange dauern, eine ganze Generation von Kindern wieder zu reintegrieren, die vom IS indoktriniert worden sind.»