Terroristen erstechen Schwulen-Aktivist

Aktualisiert

Mordserie in BangladeshTerroristen erstechen Schwulen-Aktivist

Der Journalist und Ex-Mitarbeiter der US-Botschaft, Xulhaz Mannan, ist in Dhaka ermordet worden. Islamisten übernahmen die Verantwortung für das Attentat.

von
mlr

Die Terrorgruppe Ansar al-Islam hat sich zu einer tödlichen Messerattacke auf zwei Schwulen-Aktivisten in Bangladesh bekannt. Xulhaz Mannan und Tanay Majumder seien am Montag getötet worden, weil sie in dem südasiatischen Land Homosexualität propagiert hätten, teilte der Ableger der al-Qaida auf dem indischen Subkontinent am Dienstag über Twitter mit.

Mannan war Chefredaktor bei «Roopbaan», dem ersten Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transgender-Magazin in Bangladesh. Zudem arbeitete er für die US-Hilfsorganisation USAID und war zuvor auch in der Protokollabteilung der US-Botschaft in Dhaka beschäftigt gewesen. Sie sei «am Boden zerstört», erklärte US-Botschafterin Marcia Bernicat laut dem Nachrichtensender Somoy Television. Majumder war Theaterschauspieler und ebenfalls zeitweise für «Roopbaan» tätig.

Aktivisten und Kollegen drückten auf Twitter ihre Trauer aus.

Mordserie seit Anfang 2015

Die Täter hätten sich als Mitarbeiter eines Kurierdienstes verkleidet und sich so Zugang zur Wohnung von Mannan in der Hauptstadt Dhaka verschafft, sagte ein Polizeisprecher am Montag unter Berufung auf Augenzeugen. Die Attentäter hätten auf die Köpfe ihrer Opfer gezielt, um diese mit Sicherheit zu töten, zitiert «Bangladesh News» einen Ermittler.

Seit Anfang vergangenen Jahres wurden in dem überwiegend muslimischen Land zahlreiche Religionskritiker, Intellektuelle und Angehörige religiöser Minderheiten getötet. Erst am Samstag war ein Universitätsprofessor auf der Strasse in der Nähe seines Hauses ermordet worden. Auch zwei Ausländer – ein italienischer Entwicklungshelfer und ein japanischer Bauer – waren unter den Opfern.

Auch IS verübt Anschläge

Zu vielen dieser Taten bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Regierung bestreitet hingegen, dass der IS in Bangladesh aktiv ist und spricht von lokalen extremistischen Gruppen.

Mehrere Männer wurden bereits festgenommen – doch die Anschläge gehen weiter. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sieht in der Serie einen Angriff auf die Redefreiheit.

Die beiden Blogger Niloy Neel und Avijit Roy, die das Magazin in ihrem weithin bekannten Blog Muktomona gelobt hatten, wurden auf ähnliche Weise wie Mannan niedergemetzelt. Sie standen wie viele der Getöteten auf einer Liste mit 84 Namen, die Extremisten im Jahr 2013 veröffentlichten. Daraufhin flohen einige Autoren aus dem Land.

Per Gesetz diskriminiert

Angehörige sexueller Minderheiten werden in dem südasiatischen Land oft diskriminiert. Per Gesetz dürften sie keinen Geschlechtsverkehr haben. Sex zwischen Homosexuellen kann mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Etwa 90 Prozent der Bewohner Bangladeshs sind Muslime. Es herrscht generell eine liberale und säkulare kulturelle Ausrichtung — doch versuchen Islamisten, mit Terror und Einschüchterung verstärkt Druck auszuüben. (mlr/sda)

Deine Meinung zählt