Der schwule Bürgermeister der Rechtsextremen

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Wahlen in FrankreichDer schwule Bürgermeister der Rechtsextremen

In der französischen Stadt Hénin-Beaumont hat Steeve Briois die Wahl zum Bürgermeister gewonnen. Er ist homosexuell – und Mitglied des rechtsextremen Front National.

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In der nordfranzösischen Kleinstadt Hénin-Beaumont hat der Kandidat der Rechtsextremen allen Grund zum Feiern: Der 41-jährige Generalsekretär des Front National, Steeve Briois, hat am Sonntag mit 50,26 Prozent auf Anhieb die absolute Mehrheit erreicht und damit den Bürgermeistersessel erobert. Hinter seiner Wahl stecken harte Arbeit und viel Zielstrebigkeit: Briois wurde im Alter von 16 Jahren Mitglied des Front National, seit 1995 trat er regelmässig bei der Kommunalwahlen in Hénin-Beaumont als Kandidat an.

Seine Wählerschaft sei mit den Positionen der Partei einverstanden, besonders bei Schlüsselthemen wie «Immigration, Sicherheit, Arbeitsplätze, Europa und Globalisierung», erklärte Briois seinen Erfolg. Das Thema Homosexualität spricht er allerdings nicht an, obwohl er im vergangenen Dezember in einem Buch – und gegen seinen Willen – als schwul geoutet worden war.

Briois wehrte sich vor Gericht

Briois war nach der Veröffentlichung des Buches «Le Front national des villes et le Front national des champs» (Der Front National der Städte und der Front National auf dem Land) vor Gericht gegangen. Seiner Ansicht nach war das Kapitel über seine Sexualität «eine Verletzung meiner Privatsphäre». Ein Pariser Gericht gab ihm Recht und das Buch wurde zunächst aus dem Handel genommen. Das Gericht befand, dass «die Abschnitte, in denen Steeve Briois' Partner erwähnt werden, gestrichen werden».

Hinter der Biografie steht ein 17 Jahre alter Blogger der linksgerichteten Zeitung «Libération», Octave Nitkowski, der im Januar sein Buch ein zweites Mal herausgab – diesmal ohne die kompromittierenden Textpassagen. «Diese Enthüllung hat grosse politische Relevanz, denn sie zeigt, wie überlegt Marine Le Pen mit dem Thema Homo-Ehen umgeht», sagte der junge Mann gegenüber «20 minutes» vor wenigen Wochen.

Die rechtsradikale Partei hatte für einen Wahlsieg angekündigt, die «Ehe für alle» wieder abzuschaffen.

Keine Homo-Ehe für die nächste Zukunft

Nach seiner Wahl stellte sich die Frage, ob Steeve Briois nun als Bürgermeister homosexuelle Paare trauen werde. Der 41-Jährige wich mit seiner Antwort aus: Ausgrenzen werde er Homosexuelle nicht, sagte er, doch die Ehe sehe er «als Verbindung von Mann und Frau».

Er werde sich für alle Bürger in Hénin-Beaumont einsetzen und das wirtschaftlich angeschlagene Industriestädtchen in der Nähe von Lille wieder «gross machen», versprach er am Montag in einem Interview mit «France Bleu Nord». Unter anderem kündigte er Steuersenkungen an – und ist damit auf der gleichen Linie wie seine Partei. Als Generalsekretär steht Briois hinter den weiteren extremistischen Positionen der Partei, teilte auch selbst gegen «Sozialschmarotzer», Roma oder Muslime aus.

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