«Frage mich, wie Muslime jetzt reagieren werden»

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Angriff auf Mohammeds Moschee«Frage mich, wie Muslime jetzt reagieren werden»

Nach den drei Selbstmordattentaten in Saudiarabien versetzt vor allem der Angriff bei der Moschee mit dem Grab des Propheten in Medina Muslime weltweit in Aufruhr.

von
gux

Vor der Moschee in Medina, vor einer schiitischen Moschee in Katif und nahe dem US-Konsulat in Jidda: Drei Selbstmordattentate an einem Tag erschütterten am Montag das Königreich Saudiarabien. Doch gerade der Angriff vor der Moschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina war es, der Muslime weltweit schockierte. «Kein Muslim würde es wagen, diesen Ort anzugreifen. Terrorismus hat keine Religion», bringt eine Twitter-Userin die Wut und das Entsetzen auf den Punkt.

«Es gibt keinen Zweifel, dass dieser unerhörte Angriff sich gegen die Muslime der ganzen Welt richtet, wobei viele davon von überall her nach Medina reisen. Aber das war auch ein Angriff gegen den Islam selbst», schreibt der Kommentator Haroon Moghul auf CNN.

«Wir haben keine Institutionen, Anführer, Visionen»

Viele andere interpretierten den Angriff in Medina ähnlich – und riefen zu einem Zusammenschluss unter den Muslimen gegen den mutmasslichen Drahtzieher der Anschläge auf, die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS). «Es gibt keine rote Linie mehr, die die Terroristen überschreiten könnten. Sunniten und Schiiten werden so lange Opfer bleiben, bis wir alle zusammenstehen», tweetete etwa der iranische Aussenminister Javed Zarif. Der Kronprinz von Abu Dhabi, Mohammed bin Zayed al-Nahyan, teilte sich ebenfalls auf Twitter mit: «Es ist an der Zeit, dass wir zusammenarbeiten, um unsere Religion vor diesen kriminellen Banden zu schützen.»

Der Aufruf zu einer besseren Kooperation unter den muslimischen Ländern verdeutlicht ein Problem, das CNN-Kommentator Moghul so beschreibt: «Die muslimische Welt wird zusammenarbeiten und dafür Wege finden müssen, die derzeit nur schwer vorstellbar sind. Es stimmt: Zu diesem Zeitpunkt haben wir keine Institutionen, keine Anführer, keine Visionen, die dies ermöglichen. Aber wir werden sie finden. Weil es keine andere Möglichkeit gibt. Dies (der Kampf zwischen dem Mainstream-Islam und den Extremisten, Anmerkung der Redaktion) ist ein existenzieller Wettstreit.»

Witze über Mohammed – Angriff auf seine Moschee

Weiter schreibt Moghul: «Einige Muslime sagen, dass sie mit all dem nichts zu tun haben. Aber Extremismus hat etwas mit ihnen zu tun. Extremismus will uns töten. Unsere Moscheen sprengen, unsere Traditionen auslöschen, unsere Künstler ermorden und sogar unseren Mohammed, den Freund Allahs (habib Allah), angreifen.»

Es gebe falschen und es gebe gerechten Zorn, schreibt er weiter. Einige Muslime seien «unverantwortlich wütend» geworden, hätten sich «schrecklicher, inakzeptabler Gewalt» zugewandt, als Cartoonisten und Satiriker sich über den Propheten Mohammed lustig machten. «Ich frage mich, wie Muslime jetzt reagieren werden, wo jemand versuchte, Mohammeds Moschee in die Luft zu sprengen.»

Bislang ein Attentäter identifiziert

Die saudiarabischen Ermittler zumindest reagierten auf die Anschläge schnell und trugen erste Informationen über die Attentäter zusammen: Demnach war der Attentäter nahe dem US-Konsulat in Jidda ein 34-jähriger Pakistaner, der seit zwölf Jahren im Königreich als Fahrer arbeitete. Er sprengte sich in die Luft, als Wachleute auf ihn aufmerksam geworden waren und ihn angesprochen hatten.

Auch der Attentäter von Medina wurde nach Angaben des Innenministeriums auf einem Parkplatz gestoppt, noch bevor er auf das Gelände der Moschee gelangen und möglicherweise ein Massaker anrichten konnte. Tausende Gläubige waren zum Zeitpunkt der Attacke in der Moschee, um den letzten Abend vor dem Ende des Fastenmonats Ramadan zu feiern. Noch ist die Identität des Attentäters von Medina ungeklärt – ebenso wie jene des Selbstmordattentäters von Katif. Das Innenministerium teilte mit, es arbeite an der Identifizierung dreier Leichen in Katif, was darauf hindeutete, dass dort drei Angreifer Anschläge verüben wollten.

Saudiarabien im Visier des IS

Zu den Taten bekannte sich niemand. Auch war unklar, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den Anschlägen bestand. Die Tatsache, dass sie zeitlich so nahe aufeinanderfolgten und dass Selbstmordattentäter zum Einsatz kamen, lässt den Verdacht aber auf die IS-Terrormiliz fallen.

Saudiarabien ist Teil des von den USA angeführten Militärbündnisses gegen den IS und wurde in den vergangenen Jahren immer wieder zum Ziel von Anschlägen. (gux/sda)

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