«Es war ihr Schicksal, so zu sterben»

Aktualisiert

Säure-Mord in Pakistan«Es war ihr Schicksal, so zu sterben»

Ein Paar aus Pakistan hat seine 15-jährige Tochter Anusha mit Säure getötet, weil sie einen Mann angeschaut hat. Die Eltern sind hinter Gitter. Sie bereuen ihre Tat nicht.

von
kub

Das Drama spielte sich im kleinen Dorf Kotli im von Pakistan verwalteten Kaschmir ab. Die 15-jährige Anusha schaute vor ihrem Haus einem Mann nach. Ihr Vater registrierte diesen Blick und das Drama nahm seinen Lauf. Die Eltern schütteten Säure über das Mädchen, das wenig später im Spital starb. Es hatte keine Chance: 60 Prozent ihres Körpers war verbrannt.

Gegenüber BBC News hat der Vater, Muhammad Zafar, nun seine Version der Geschichte erzählt: «Ein Junge kam auf seinem Motorrad aufs Haus zu. Anusha hat sich ihm zwei Mal zugewandt. Ich habe ihr schon früher immer wieder gesagt, dies nicht zu tun, dass es falsch sei.» Zafar spricht von der Familienehre: «Die Leute sprechen über uns, weil unsere ältere Tochter auch so war.»

Mutter mit Brandwunden

Die Mutter Zaheen erzählt weiter, dass Anusha sagte, dass sie es nicht mit Absicht gemacht habe. ‹Ich schaue nie mehr einen Jungen an›, habe Anusha gerufen. «Doch da habe ich ihr bereits die Säure angeworfen. Es war ihr Schicksal, so zu sterben.» Auch Mutter Zaheen hat Brandwunden an den Armen. Sie zeugen von dem schrecklichen Verbrechen an ihrer Tochter.

Nachdem der Vater Anusha verprügelt und zusammen mit seiner Frau Säure über den Körper des Teenagers gegossen hatte, liessen die beiden das Mädchen über mehrere Stunden einfach liegen. «Ich konnte nichts machen, die Mutter schüttete die Säure über Anusha», wird der Vater später der Polizei erklären. «Ich versuchte noch, die Säure wegzuputzen.» Gegenüber den Nachbarn leugnete das Paar die kriminelle Tat; Anusha hätte Selbstmord begehen wollen.

Es war die ältere Tochter, die ihre Eltern schliesslich der Polizei verraten hat. Muhammad Zafar, in Ketten gelegt, zeigt der Polizei den Ort des Verbrechens: ein Kreis im karg eingerichteten Zimmer – wie eine Narbe, die das Vergessen des Mordes unmöglich macht.

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