Sexuelle GewaltIndien führt Panik-Knopf auf Handys ein
In Indien sollen künftig nur noch Mobiltelefone verkauft werden, die über eine Notruf-Taste verfügen. Die Regierung will so Vergewaltigungen verhindern.
Seit eine junge Frau vor gut drei Jahren in einem Bus in Delhi von einer Gruppe Männern vergewaltigt und getötet wurde, ist das Thema sexuelle Gewalt in Indien in den öffentlichen Fokus gerückt. Die Regierung hat nun einen Plan, wie sie die Zahl der immer noch alltäglichen Vergewaltigungen von Frauen verringern will.
Ab dem 1. Januar kommenden Jahres soll jedes Mobiltelefon, das in Indien verkauft wird, mit einem Panik-Knopf ausgestattet sein. Dieser Knopf markiere einen Wendepunkt, versicherte die Ministerin für Frauen und Kinder, Maneka Gandhi, gegenüber dem indischen TV-Sender NDTV. Die Regierung habe die letzten zwei Jahre an diesem Projekt gearbeitet, sagte Gandhi weiter.
Ab 2018 ist GPS Pflicht
Das Ministerium für Telekommunikation erliess laut «Washington Post» in dieser Woche ein Gesetz, nach dem auf einfachen Handys auf der Taste 5 oder 9 ein Panik-Knopf eingerichtet sein muss. Smartphones müssen demnach eine Panik-Funktion aufweisen, die ausgelöst wird, indem man die Ein- bzw. Ausschalttaste dreimal hintereinander betätigt. Ab 2018 sollen alle mobilen Telefone zudem mit GPS ausgestattet sein.
Die Behörden sind der Ansicht, ein physischer Knopf sei schneller und effektiver als eine App oder eine Notrufnummer. Die indische Mobilfunkindustrie unterstütze den Vorstoss der Regierung, allerdings sei unklar, ob Konzerne wie Apple mitmachten, schreibt der «Business Standard».
Mehrere Strategien
Betätigt eine Frau den Panik-Knopf an ihrem Telefon, soll binnen kürzester Zeit die Polizei zu Hilfe kommen, erhoffen sich die Initiatoren. Alternativ könnte auf der Notruf-Taste die Nummer eines Verwandten oder Freundes gespeichert werden. Ausserdem, so Ministerin Gandhi, arbeite man an einer App, die bei Gefahr zehn Menschen in der Umgebung einer bedrängten Frau alarmiert, sodass diese ihr beistehen können, bis die Polizei vor Ort ist. Mittlerweile seien Handys auch in ländlichen Gegenden so verbreitet, dass Frauen dort den Knopf nutzen würden, ist Gandhi überzeugt.
Bereits in der Vergangenheit hatte es in Indien Versuche gegeben, die Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum einzudämmen. Überwachungskameras und Selbstverteidigungskurse für Frauen, Notrufnummern und Polizeischulungen brachten bisher nur mässigen Erfolg. Panik-Knöpfe und GPS-Sender in Bussen sind nach Angaben von Aktivisten meist kaputt oder werden gestohlen.
Trotz der Bemühungen seitens der Regierungen bleibt die Zahl der Übergriffe hoch. 2014 gab es nach offiziellen Angaben mehr als 36'700 Vergewaltigungen, davon mehr als 2000 in Delhi. Experten gehen aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.