«Erbarmungslos, wahllos»Russland wirft «dumme» Bomben auf Syrien ab
Während Russland über Syrien nicht gelenkte Bomben abwirft, plant die US-geführte Koalition einen Vormarsch auf Raqqa.
Anders als die USA mit ihren hochpräzisen, lasergesteuerten Lenkwaffen setzt Russland über Syrien vielfach althergebrachte, ungenaue Bomben ein. Wie «The Daily Beast» berichtet, sind deswegen bei den bisherigen Bombenflügen der Russen viele Zivilisten getroffen worden. «Das Ergebnis solcher Aktionen ist unweigerlich, dass der Bürgerkrieg in Syrien angeheizt wird», sagte US-Verteidigungsminister Ashton Carter.
Laut dem Bericht zeigen Luftaufnahmen der ersten Einsätze russischer Flugzeuge in der Gegend von Homs nördlich der Hauptstadt Damaskus, dass die Bomben ungenau fielen und keine Unterscheidung zwischen militärischen und zivilen Zielen zuliessen.
In vielen Fällen verwendeten die russischen Kampfbomber – genau wie die syrische Luftwaffe – ungesteuerte «dumme» Bomben, teils mit tödlicher Streumunition. «Die Methoden des Kreml ähneln in besorgniserregender Weise jenen des Regimes von Bashar al-Assad, das von Rebellen beherrschte Städte erbarmungslos und wahllos bombardierte und damit Tausende von Zivilpersonen tötete», heisst es auf der Website.
Dreissig Jahre alte Bombentechnologie
Unter anderem warf die syrische Luftwaffe aus Helikoptern improvisierte, mit Sprengstoff und Eisenteilen gefüllte Fassbomben ab. «Die offensichtliche Absicht ist es, Zivilisten zu töten und zu terrorisieren, damit sie aus Gegenden wegziehen, die von Oppositionsgruppen gehalten werden», schrieb Kenneth Roth von der Organisation Human Rights Watch im August.
Russland ist nicht auf Fassbomben angewiesen. Doch bei satellitengesteuerten Bomben und präzisen Luft-Boden-Lenkwaffen sei das Land gegenüber dem Westen im Rückstand, kritisiert laut «Daily Beast» die Moskauer Denkfabrik Center for Analysis of Strategies and Tactics (Zentrum für die Analyse von Strategien und Taktiken). «Russische Bomber und Kampfjets verlassen sich auf 30 Jahre alte Zieltechnologien», schreibt der Luftfahrtexperte Alexander Mladenow im Magazin «Combat Aircraft».
«Syrisch-arabische Koalition»
Die ungleich präziseren Waffen der Luftstreitkräfte der USA und ihrer Alliierten sollen weiter östlich bald zu verstärkter Anwendung kommen. Wie die «New York Times» am Montag berichtete, hat US-Präsident Barack Obama am Donnerstag einen Angriffsplan auf Raqqa gutgeheissen, die faktische Hauptstadt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Kampfflugzeuge und Bomber sollen aus der Luft eine Koalitionsarmee unterstützen, die am Boden aus über 20'000 kurdischen und 3000 bis 5000 arabischen Kämpfern zusammengesetzt ist.
Die arabischen Truppen bestehen aus Kämpfern von 10 bis 15 Gruppen und tragen den einigenden Namen «Syrisch-Arabische Koalition». Gemäss «Times» wurden die kampferprobten Männer von US-Militärs auf Verlässlichkeit überprüft.
Raqqa: abschnüren, nicht einnehmen
Die für die nächsten Wochen vorgesehene Aktion gegen Raqqa soll die festgefahrene Situation im Kampf gegen den IS überwinden, die US-Generalstabschef Martin Dempsey unlängst als «taktisches Patt» bezeichnet hat. Das Ziel werde nicht sein, Raqqa einzunehmen, sondern die schwer befestigte Stadt zu umklammern und Verbindungswege zu ihr im Nordwesten und Nordosten zu unterbinden.
Die Raqqa-Offensive findet weit weg von den Zonen statt, die gegenwärtig von der russischen Luftwaffe bombardiert werden. Angeblich wurde die geplante Aktion nicht mit den Russen abgesprochen. Dass dennoch Konfliktpotenzial besteht, bewiesen am Wochenende Flüge russischer Jets auf türkisches Hoheitsgebiet.