ElfenbeinküsteViele Tote bei Neujahrs-Gedränge
Schrecklicher Jahresanfang: In der Elfenbeinküste starben bei einem Gedränge 61 Menschen. Auch in Angola gabs Tote. In Holland fuhr eine Frau in eine Menschengruppe, in Italien starben zwei Menschen wegen Böllern.
Bei zwei Massenpaniken in der Elfenbeinküste und in Angola sind in der Silvesternacht mindestens 77 Menschen ums Leben gekommen. Beide Male kam es zu einem tödlichen Gedränge vor Stadioneingängen.
In Angolas Hauptstadt Luanda wurden 16 Menschen zu Tode getrampelt, darunter drei Kinder, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Laut einem Bericht der angolanischen Nachrichtenagentur Angop waren Zehntausende Menschen zu einem Gottesdienst der Pfingstbewegung in das Cidadela-Stadion von Luanda geströmt.
Weil nur zwei der vier Tore geöffnet waren, kam es zu dem tödlichen Gedränge. Mindestens 120 Menschen wurden verletzt. Polizei, Feuerwehr, Rettungskräfte und Kirchenvertreter seien alle völlig überrascht gewesen von der Anzahl Leute, die in das Stadion wollten, sagte Vize-Polizeichef Paulo Gaspar de Almeida der Nachrichtenagentur AFP. Die Zahl habe alle Erwartungen übertroffen.
Alle zum Weihwasser
Nach Schätzungen der Polizei wollten 150'000 Menschen in das für 80'000 Zuschauer ausgelegte Stadion. Die Pfingstbewegung zählt laut amtlicher Statistik rund eine Million Mitglieder in Angola.
Eine Zeugin berichtete, wie nach der Ankunft der letzten Gruppe von Gläubigen aus weiter entfernten Hauptstadtvierteln das Chaos ausbrach. Die Leute wollten ihren Angaben zufolge alle rasch zum Weihwasser an Tor Nummer drei.
Dann sei es zu heftigem Gedrängel und Rempeleien gekommen. «Einige Menschen in der Menge fielen hin und wurden niedergetrampelt, andere erstickten», berichtete Marcelina Baptista.
Verschiedene Aussagen
Die Ursache für die Massenpanik mit 61 Toten und über 200 Verletzten in der ivorischen Metropole Abidjan ist weiterhin unbekannt.
Einige Augenzeugen sprachen von einer schlecht gesicherten Baustelle vor dem Stadion, wo es zum Gedränge gekommen sei. Viele Menschen seien in die Baugrube gestürzt. Andere berichteten von Unruhestiftern innerhalb der Menge.
Zwei Überlebende des Unglücks in der Elfenbeinküste berichteten der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch von illegal aufgestellten Holzbarrikaden. Deshalb sei die Menge beim Verlassen des Stadiongeländes auf engstem Raum zusammengepfercht worden.
50'000 Menschen hatten sich am Unglücksort ein Feuerwerk angeschaut und strömten danach auf die Strasse, fanden den Fluchtweg über den breiten Boulevard der Republik aber versperrt.
Sperren von Taschendieben?
«In der Nähe des Justizpalastes wurden wir von einigen Leuten gestoppt, die gerade hölzerne Barrikaden aufbauten», berichtete die Überlebende Zoure Sanate im Spital. «Sie sagten uns, wir müssten auf dem Gelände warten. Aber niemand wollte bis zum Morgen bleiben, weil die Party doch schon um 1 Uhr vorbei war.»
Es folgte eine blutige Tragödie. «Hinter uns drängte die Menge nach, meine vier Kinder und ich wurden zu Boden gestossen», erzählte die Augenzeugin. «Meine Kinder riefen nach mir, aber ich war machtlos und kämpfte ums Überleben.» Zwei ihrer Kinder seien später mit ihr ins Spital gebracht worden, die beiden anderen würden noch vermisst.
Ivorische Zeitungen spekulierten, dass die Strassensperren errichtet worden sein könnten, um Taschendieben das Handwerk zu erleichtern. Manche Beobachter fragten sich zudem, warum die Polizei nicht eingriff.
Die Ivorische Liga der Menschenrechte sprach von einer absehbaren Tragödie, da Polizei und Behörden keine angemessenen Vorkehrungen getroffen hätten.
Präsident Alassane Ouattara ordnete eine umgehende Untersuchung sowie eine dreitägige Staatstrauer an. Die Ermittler müssten «alle Zeugenaussagen berücksichtigen», forderte Ouattara. Ausserdem werde die Regierung ein Krisenzentrum für Hinterbliebene einrichten, um die Suche nach Vermissten und die Vernehmung von Zeugen zu vereinfachen.
Zwei Tote in Italien
Italien zieht eine traurige Bilanz der Silvesterknallerei: Zwei Personen kamen ums Leben, 120 wurden verletzt. Und in einem niederländischen Dorf endete die Silvesterfeier in einem Drama.
17 Menschen wurden verletzt, als ein Auto Dorf Raard in eine Menschengruppe an einem Neujahrsfeuer raste. Drei Zuschauer erlitten schwere Verletzungen, wie die Polizei am Neujahrstag mitteilte. Die Ursache des Unglücks sei noch unklar. Die 42-jährige Autofahrerin hatte nach Angaben der Polizei keinen Alkohol getrunken.
Gegen ein Uhr nachts standen rund 40 Menschen um das Feuer in dem friesischen Dorf, als das Auto mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Stundenkilometern in die Menge raste. Die Verletzten, unter ihnen ein Kind, wurden mit Rettungshelikoptern und Krankenwagen in die umliegenden Spitäler gebracht.
Rakete mitten im Gesicht
In Italien wurde das Abbrennen von Feuerwerk zahlreichen Menschen zum Verhängnis: In Pontelatone nördlich von Neapel wurde ein 52-Jähriger bei der Explosion eines Böllers getötet. Ein 49-Jähriger kam in der Provinz Benevento südlich von Neapel ums Leben, nachdem eine Rakete ihn mitten ins Gesicht traf.
Allein in der Region um Neapel wurden 82 Menschen verletzt, darunter zwölf Minderjährige. Mehrere Menschen wurden in ganz Italien von Querschlägern getroffen. In Rom wurden 30 Menschen verletzt, zehn davon schwer. Vier Personen musste die Hand amputiert werden, wie italienische Medien am Neujahrstag berichteten.
Obwohl die Behörden in den vergangenen Tagen in allen Medien eindringliche Aufrufe zur Vorsicht verbreitet hatten, veranstalteten die meisten italienischen Familien wie in jedem Jahr ein ohrenbetäubendes Feuerwerk, bei dem auch mit Pistolen und Gewehren geschossen wurde. (sda)