China spioniert US-Superwaffen aus

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CyberkriegChina spioniert US-Superwaffen aus

Das Pentagon schlägt Alarm: Chinesische Hacker haben sich laut einem geheimen Bericht Zugang zu den Plänen für hochentwickelte US-Waffensysteme verschafft.

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Der umstrittene Mehrzweck-Kampfjet F-35 ist das teuerste Waffensystem der Welt. China ist seit langem hinter den Plänen her.

Der umstrittene Mehrzweck-Kampfjet F-35 ist das teuerste Waffensystem der Welt. China ist seit langem hinter den Plänen her.

Der «Cyberkrieg» zwischen den Grossmächten USA und China tobt immer heftiger. Anfang Mai hat das US-Verteidigungsministerium der chinesischen Regierung und dem Militär in seinem Jahresbericht erstmals gezielte Spionageangriffe auf die Computernetzwerke des US-Militärs vorgeworfen. Ein bislang unveröffentlichter Teil eines im Januar veröffentlichten Expertenberichts geht nun noch weiter: Chinesische Hacker sollen in hochentwickelte US-Waffensysteme eingedrungen sein, schreibt die «Washington Post», der die Studie vorliegt.

Betroffen sind Abwehrsysteme wie die neuste Generation der Patriot-Raketen (bekannt als PAC-3) und das Feuerleitsystem Aegis der US-Marine, aber auch Pläne für Schiffe und Flugzeuge. Genannt werden die F/A-18, die V-22 Osprey und die F-35, das teuerste je entwickelte Waffensystem. Chinesische Versuche, an die Pläne dieses ebenso ambitionierten wie umstrittenen Kampfjets zu gelangen, sind seit Jahren bekannt.

Zulieferer als Schwachstelle

Durch den Cyber-Diebstahl könne sich China im Fall eines Konflikts einen unmittelbaren operationellen Vorteil verschaffen, heisst es im Bericht. Ausserdem würden die gestohlenen Daten die Entwicklung von eigener Waffentechnologie beschleunigen. Ein solches Muster kennt man aus dem Kalten Krieg, als die Sowjetunion mit Hilfe von Industriespionage westliche Waffensysteme kopierte. Die chinesische Regierung allerdings streitet entsprechende Vorwürfe ab und bezeichnet sich selbst als Opfer von US-Cyberangriffen.

Als grösste Schwachstelle für Angriffe gelten laut «Washington Post» die Rüstungsfirmen und vor allem deren Zulieferer. Hohe Pentagon-Beamte sollen ihre entsprechende Frustration wiederholt zum Ausdruck gebracht haben. «Manchmal wissen sie nicht, dass sie gehackt wurden, bis das FBI an ihre Türe klopft», erklärte ein hoher US-Militär. China habe auf diese Weise «Milliarden Dollar sowie 25 Jahre Forschung und Entwicklung gespart».

Engere Zusammenarbeit

Ungeachtet der Vorwürfe streben die USA eine engere militärische Partnerschaft mit China an. Man wolle bei der Friedenssicherung, beim Kampf gegen Piraterie sowie der Katastrophenhilfe enger zusammenzuarbeiten, sagte Tom Donilon, der Sicherheitsberater von Präsident Barack Obama, bei einem Treffen mit Chinas Militärführer Fan Changlong am Dienstag in Peking. Fan ist Vize-Chef von Chinas mächtiger Zentraler Militärkommission.

Sensible Themen wie die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel und die Cyber-Attacken wurden nicht angesprochen. Es wird erwartet, dass diese bei einem Treffen von Obama mit dem neuen chinesischen Präsidenten Xi Jinping in zwei Wochen auf den Tisch kommen. Die Beziehungen der beiden grössten Volkswirtschaften der Welt waren zuletzt nicht nur wegen der Vorwürfe der Cyber-Spionage, sondern auch wegen Differenzen über den Kurs der chinesischen Währung sowie die Haltung gegenüber Nordkorea angespannt. (pbl/sda)

Pläne für Geheimdienstzentrale geklaut

Nicht nur die USA sind Ziel von Cyberattacken: Chinesische Hacker haben sich geheime Lagepläne für die neue Zentrale des australischen Geheimdiensts (Asio) besorgt. Dies berichtete der öffentliche Sender ABC. Bei einem Cyber-Angriff von einem chinesischen Server auf eine am Bau beteiligte Firma seien Dokumente über die Verkabelung im Gebäude, die internen Sicherheitssysteme und die Standorte wichtiger Server gestohlen worden.

Die Regierung wollte sich dazu am Dienstag nicht direkt äussern. Aussenminister Bob Carr sagte, man sei von den «Spekulationen» nicht überrascht. Eine Stellungnahme, ob er Peking für den mutmasslichen Hacker-Angriff verantwortlich mache, lehnte er ab. Ministerpräsidentin Julia Gillard sprach von «unbegründeten Berichten».

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