Hoffnung nach «Meilenstein» in Ägypten

Aktualisiert

Reaktion auf Mursi-WahlHoffnung nach «Meilenstein» in Ägypten

Die internationalen Reaktionen auf den Wahlsieg von Muslimbruder Mohammed Mursi sind positiv. Barack Obama gratuliert, die EU spricht von einem «Meilenstein» und Israel hofft auf gute Zusammenarbeit.

Der Islamist Mohammed Mursi wird erster ziviler Präsident Ägyptens. Unter dem Jubel der Muslimbrüder hat sich Mursi in seiner ersten Rede konziliant gegeben.

US-Präsident Barack Obama gratulierte Mursi telefonisch zur Wahl. Das ägyptische Volk beglückwünschte er zu «diesem Meilenstein auf dem Weg zum demokratischen Übergang». Obama freue sich auf die Zusammenarbeit mit Mursi und der künftigen Regierung «auf der Basis gegenseitigen Respekts, um die vielen gemeinsamen Interessen Ägyptens und der USA zu fördern», hiess es in einer Erklärung des Weissen Hauses.

Israel hofft auf Zusammenarbeit

Von einem «Meilenstein» sprach auch die EU in ihrer Gratulation an Mursi. Die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton begrüsse den friedlichen Verlauf der Präsidentenwahl, sagte ihre Sprecherin am Sonntagabend in Brüssel.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon vertraut laut einer in New York verbreiteten Erklärung darauf, dass Mursi «keine Mühen scheut, um sicherzustellen, dass das Volk Ägyptens die Hoffnungen auf mehr Demokratie, die Achtung der Menschenrechte und auf ein stabiles Land für alle Bürger umsetzt».

Israel hofft laut einer Stellungnahme von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Ägypten und den weiteren Bestand des Friedensvertrags zwischen beiden Ländern.

Gratulationen zur Wahl erhielt Mursi auch aus Teheran. Der Iran pflegt seit der Revolution 1979 wegen des ägyptischen Friedensabkommens mit Israel keine diplomatischen Beziehungen mehr zu Kairo.

Glückwünsche erhielt der Gewählte auch vom Obersten Militärrat, der seit Mubaraks Sturz in Ägypten herrscht. Und auch der in der Stichwahl unterlegene ehemalige Ministerpräsident Ahmed Schafik gratulierte und wünschte Mursi Erfolg für seine «schwierige Aufgabe», wie die amtliche Nachrichtenagentur MENA meldete.

Macht beschnitten

Mursi wird nicht die umfassende Macht seines Vorgängers Hosni Mubarak haben. Der Militärrat hatte für den Fall eines Sieges des Kandidaten der Muslimbrüder vorgesorgt und die Verfassung geändert. Demnach hat der Präsident ohne Zustimmung des Militärrates keinen Zugriff auf die Streitkräfte.

Zu erwarten ist auch, dass die Aussenpolitik Kairos weiterhin vom pro-westlichen Militär und nicht von den israelfeindlichen Muslimbrüdern gesteuert wird.

Mursi hatte sich mit knapp 52 Prozent der Stimmen gegen seinen Mitbewerber durchgesetzt, den ehemaligen Luftwaffengeneral und Mubarak-Minister Ahmed Schafik.

Die Wahl gilt als historisch. Nach einer Abfolge von Pharaonen, Königen, fremden Statthaltern und Generälen ist der 60-jährige Mursi der erste zivile Politiker an der Spitze des ägyptischen Staates. Mit ihm erobert die vor 80 Jahren gegründete Muslimbruderschaft das erste Mal das höchste Staatsamt. (sda)

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