EnthüllungsbuchWie die CIA mit Drogen Kriege führt
Seit 50 Jahren gehöre es zur Strategie der CIA, mit Drogenkriegen Politik zu betreiben. Autor Alfred W. McCoy weiss, wie der US-Geheimdienst in den Rauschgifthandel geriet.
Der amerikanische Historiker und Südostasienexperte Alfred McCoy kennt die zwielichtigen Zusammenhänge von internationaler Grossmachtpolitik, Geheimdiensten und Drogenhandel. 1972 hielt er seine Untersuchungen in seinem Buch «Die CIA und das Heroin» erstmals fest.
Beinahe wäre es der CIA vor rund 40 Jahren gelungen, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern. Der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh deckte damals in einem Artikel in der «Washington Post» den Zensurversuch der CIA auf, worauf McCoy über Nacht in den USA zu grosser Bekanntheit gelangte.
Wiederkehrende Methoden
Nun hat der mittlerweile 71-jährige Professor für südostasiatische Geschichte an der University of Wisconsin seine Erkenntnisse historisch vertieft und auf eine breitere argumentative Basis gestellt, schreibt das Onlineportal der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Faz.net).
Alfred McCoy belegt seine Kernthese, ihre Ursachen und ihre Folgen anhand zahlreicher Beispiele. Demnach laufen die Drogenkriege der Central Intelligence Agency stets nach ein und demselben Muster ab – so wie in Asien:
In Burma, Laos und Afghanistan sorgte eine gesteigerte Opiumproduktion für die entscheidende Unterstützung der Geheimoperationen. Als die Stammesgesellschaften für die CIA-Geheimkriege mobilisiert wurden, mussten sie Arbeitskräfte vom Landbau abziehen und sie in den Krieg umlenken. Dadurch sank die Lebensmittelproduktion. Um sich dennoch ausreichend versorgen zu können, waren diese Gesellschaften nun auf die vergleichsweise guten Erlöse aus dem marktorientierten und zudem nicht so arbeitsintensiven Mohnanbau angewiesen. Aus Sicht der CIA ersparten ihr die Erlöse aus dem Drogenverkauf hohe, vielleicht sogar unbezahlbar hohe Kosten.
Kapitalistisches Marktgeschehen
Aus den von der CIA protegierten lokalen Kriegsherren werden Drogenproduzenten, die an ihrem Geschäftsmodell auch dann noch festhalten, wenn die CIA ihre Dienste nicht mehr benötigt. So entstand in der Mitte des letzten Jahrhunderts mit Unterstützung des US-Geheimdiensts das «Goldene Dreieck» in der Region Laos, Thailand und Burma. Dort wurde im Überfluss hochwertiges Heroin hergestellt, das zunächst tonnenweise von den US-Soldaten im Vietnamkrieg konsumiert wurde – und später den amerikanischen Markt überflutete und aus Millionen von US-Bürgern Drogenopfer machten.
Parallel dazu entwickelten sich die Kokainsyndikate in Kolumbien, Panama und Paraguay. McCoy wendet sich deshalb gegen eine Drogenpolitik, die wahlweise mit den Drogenhändlern kooperiert, um geostrategische Vorteile zu erlangen, oder glaubt, durch rigide Härte sich des Problems dann entledigen zu können, wenn sich das politische Umfeld geändert hat. Drogenhandel, so McCoy, ist eine enorm flexible, anpassungsfähige Form des kapitalistischen Marktgeschehens.
Je intensiver und aufwendiger der Drogenkrieg geführt wird, umso grösser sind die Gewinnspannen und das Handelsvolumen der Drogenkartelle. Wo immer ein Drogenzar verhaftet oder getötet wird, stehen die Nachfolger bereits bereit, weiss McCoy.