Geschäft mit FlüchtlingenGriechen streiten sich um verlassene Schlauchboote
Auf der Insel Lesbos spielen sich skurrile Szenen ab: Während sich Hilfsorganisationen um gestrandete Flüchtlinge kümmern, streiten sich Einheimische um das Schlauchboot.

Florierendes Geschäft: Die Schlauchboote der Flüchtlinge sind gefragt. (17. November 2015)
«Beim nächsten Boot gehört das Benzin uns, ihr könnt doch nicht euer Auto vollpacken und uns nichts übrig lassen», schimpft eine Frau am Strand von Skala Sykamias im Norden der griechischen Insel Lesbos. Neben ihr nehmen Männer gerade fleissig ein Schlauchboot auseinander.
Aus dem Laminat würden etwa Hundehäuschen angefertigt, erzählt die Frau gegenüber SRF. Das Benzin könne man für Werkzeuge wie Motorsägen benutzen. Auch der Bootsmotor sei brauchbar, sagt sie. Der Handel mit den Motoren soll florieren. Das Problem sei der Stadt bekannt, räumt Pressesprecher Marios Andriotis gegenüber SRF.ch ein. «Eine kleine Minderheit von Menschen will illegal aus den Booten Profit schlagen», so Andriotis. Flüchtlinge würden gegen Bezahlung mit dem Auto mitgenommen. «Wir verurteilen diese Fälle und versuchen dagegen vorzugehen», sagt er.
Jahrmarkt-Stimmung vor dem Flüchtlingscamp
Vor dem Flüchtlingscamp von Kara Tepe, nahe der Stadt Mytilini, herrscht eine Atmosphäre wie auf dem Jahrmarkt: An Imbiss-Ständen werden Lebensmittel und Getränke verkauft. Auch Prepaid-Karten fürs Handy sind erhältlich.
Die Neuankömmlinge kurbeln die Wirtschaft massiv an. «Stellen sie sich vor, es ist November und die Hotels sind ausgebucht. Früher hätte man zu dieser Jahreszeit schon für 25 Euro ein Zimmer bekommen», so Dimitris Chrysos, der selbst einen Imbissstand betreibt. Neben den besser situierten Flüchtlingen seien viele Journalisten und Helfer auf der Insel, sagt er.
«Das ist zwar ein guter Job gerade. Aber wir können doch nicht hoffen, dass in anderen Ländern Krieg herrscht, damit wir hier Arbeit haben», meint er gegenüber SRF.