GrafikSchiessereien sind in den USA trauriger Alltag
Die Fassungslosigkeit über das Attentat von Orlando ist gross in den USA. Doch tödliche Schiessereien gibt es im Land fast täglich, wie die Grafik zeigt.
Das Attentat von Orlando gilt in den USA mit 49 Opfern als das schwerste seit langer Zeit. Doch Menschen, die durch Waffen sterben, sind in den Vereinigten Staaten alltäglich. Laut FBI gilt eine Schiesserei dann als Massenschiesserei, wenn es dabei abgesehen vom Täter mindestens vier Verletzte oder Tote gibt.
Nach diesen Kriterien hat es in den USA laut dem Gun Violence Archive allein in diesem Jahr bis zum 14 . Juni an 78 von 166 Tagen eine oder mehrere Massenschiessereien gegeben. Geht man ein ganzes Jahr zurück, bis zum Juli 2015, so kam es im Verlauf eines Jahres zu mehr als 320 Taten, bei denen knapp 400 Menschen starben und mehr als 1300 Personen verletzt wurden. An insgesamt 35 Tagen fanden im ganzen Land mindestens drei Massenschiessereien statt. Nach Orlando die gravierendste Tat war der Terroranschlag in San Bernardino vom 2. Dezember 2015 mit 14 Toten und 21 Verletzten.
Debatte über Waffengesetze
Zwar wird nach der Bluttat von Orlando wieder über verschärfte Waffengesetze debattiert. Doch seit dem Amoklauf auf die Grundschule in Newtown im Dezember 2012 habe es keine entscheidenden Verbesserungen gegeben, prangert US-Vizepräsident Joe Biden an.
Biden sagte an einer Veranstaltung mit Hinterbliebenen der 26 Toten von Newtown, einige Veränderungen habe es zwar durch Schritte der US-Regierung gegeben. Dreieinhalb Jahre nach den Schüssen in Newtown müsse man aber viel weiter sein, sagte er. Der Kongress in Washington habe sieben Jahre gebraucht, um ein Verbot von Angriffswaffen zu bestätigen, das seit langem ausgelaufen sei. Er werde nicht aufgeben, ein ähnliches Verbot zu erwirken, sagte Biden.
Hohe Mordrate
Die laschen Waffengesetze spiegeln sich in einer Uno-Statistik wider: Im Jahr 2012 lag die Mordrate durch Schusswaffen in den USA bei knapp 30 Todesfällen pro eine Million Einwohner. Zum Vergleich: In der Schweiz lag sie bei knapp acht, in Deutschland bei knapp zwei Fällen.
Die Ergebnisse einer «New York Times»-Recherche verwundern da kaum: Die grosse Mehrheit der Waffen, die bei den letzten 16 grösseren Massenschiessereien verwendet wurden, waren legal gekauft worden. In mindestens der Hälfte der Fälle war das sogar möglich, obwohl der Täter psychisch krank war oder in der Vergangenheit kriminell geworden war.