UkraineRussland liefert Kohle und Strom ohne Vorkasse
Als «echte Unterstützung kurz vor dem Neujahrsfest» will Russland eigenen Angaben zufolge Strom und Kohle an die Ukraine liefern – ohne Vorkasse. Kiew bestätigt das bislang nicht.

Eine Ukrainerin trägt Eimer voller Kohlen nach Hause. (Archivbild)
Russland liefert nach eigenen Angaben Kohle und Strom ohne Vorkasse in die vor einem Staatsbankrott stehende Ukraine. «Dies ist eine Demonstration des guten Willens von Präsident (Wladimir) Putin für eine echte Unterstützung der Ukraine kurz vor dem Neujahrsfest», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass am Samstag.
Energie ist in der Ex-Sowjetrepublik knapp. Vor allem in dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Osten des Landes leben viele Menschen wegen einer Blockade der Regierung ohne Heizung und Strom.
Kein Strom auf der Krim
Auch auf der im März von Russland einverleibten Halbinsel Krim schaltet die Ukraine aus Protest zeitweise den Strom ab. Die Ukraine sieht die Region weiter als Teil ihres Staatsgebietes.
Zuvor hatte Vize-Regierungschef Dmitri Kosak dem Sender Rossija 24 gesagt, Russland sei bereit, monatlich bis zu einer Million Tonnen Kohle und neun Milliarden Kilowattstunden Strom in die Ukraine zu liefern. Kosak zufolge hatte die Führung in Kiew darum gebeten.
Eine Bestätigung der Ukraine liegt bislang nicht vor. Eine Mitteilung der Behörden in Kiew über den Beginn der Lieferungen zog die Regierung am Samstag zurück. Die Mitteilung sei von Hackern ins Internet gestellt worden, hiess es zur Begründung.
Verkehr zur Krim vorübergehend unterbrochen
Unterdessen wurde bekannt, dass die Ukraine den Zug- und Busverkehr zu der von Russland annektierten Halbinsel Krim nur vorübergehend unterbrochen hat. Eigenen Angaben zufolge seien die Verbindungen ausgesetzt worden, da die Gefahr von Sabotageakten bestehe. Das sagte Militärsprecher Andrej Lyssenko am Samstag auf einer Pressekonferenz. Wann der Verkehr wieder normal laufen werde, liess Lyssenko offen.
«Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Sabotagegruppen getarnt als Einheimische die Züge und Busse betreten», sagte Lyssenko vor Journalisten.
Die Ukraine hatte am Freitag den Bus- und Zugverkehr zwischen dem ukrainischen Festland und der seit März zu Russland gehörenden Halbinsel im Schwarzen Meer unterbrochen. Russische Zollbeamte auf der Krim berichteten am Samstag zudem, dass auch Autofahrer an zwei der drei Grenzübergänge auf dem ukrainischen Festland gestoppt worden seien und nicht einreisen konnten. Am Nachmittag rollte der Verkehr allerdings wieder.
Tote durch Sprengstoff
Abseits des Konflikts in der Ostukraine zwischen dem ukrainischen Militär und prorussischen Rebellen kamen bei Zwischenfällen am Samstag landesweit drei Menschen ums Leben. In Cherson rund 100 Kilometer nördlich der Krim sprengte sich ein Mann an einer Wechselstube in die Luft, nachdem er die Herausgabe von Geld gefordert hatte. Ein zweiter kam durch Sprengstoff ums Leben, der ausserhalb des Devisenbüros explodierte.
In der westlich von der Krim am Schwarzen Meer gelegenen Hafenstadt Odessa starb zudem ein Mann, der Sprengstoff transportierte.
Zudem wurde zum zweiten Mal ein Brandanschlag auf das Haus des Bürgermeisters im westukrainischen Lwiw (Lemberg) verübt, wie die Polizei laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete. Der Stadtregent und seine Familie befanden sich nicht zu Hause, verletzt wurde niemand. (sda)