US-WahlkampfMeme-Frosch Pepe gilt jetzt als Hass-Symbol
Ein von Hand hingekritzelter grüner Frosch gilt in den USA seit kurzem als Hass-Symbol. Wie schaffte es eine beliebte Meme-Figur auf die Stufe von Hakenkreuz und Konföderiertenflagge?
Als der US-Zeichner Matt Furie im Jahr 2005 Pepe den Frosch zeichnete und den Comic, in dem die Figur auftrat, auf Myspace veröffentlichte, hätte er wohl nicht damit gerechnet, dass sein – damals noch schwarz-weisser – Frosch 2016 zum Thema im US-Präsidentschaftswahlkampf werden würde. Tatsächlich haben in den vergangenen Tagen CNN, die «International Business Times» und der «Independent» über Pepe berichtet.
Dabei wird der inzwischen grüne Frosch auf eine Stufe gehoben mit dem Hakenkreuz, der Konföderiertenflagge oder dem brennenden Kreuz beim Ku-Klux-Klan. Der Grund: Die Anti-Diskriminierungs-Liga (ADL) hat Pepe auf ihre Liste der Hass-Symbole gesetzt. Auf der Website der ADL heisst es allerdings, dass das Sujet nicht grundsätzlich mit Rassismus assoziiert werde, sondern es auf den Kontext und die tatsächliche Darstellung des Bildes ankomme.
Tatsächlich fristete Pepe über viele Jahre ein völlig harmloses Online-Dasein. Von Myspace aus verbreitete er sich über Plattformen wie 4chan oder Reddit und wurde zu einem Symbol für Internet-User, um durch ihn Emotionen darzustellen. Meist wurde er in einem etwas melancholischen Kontext verwendet und mit der Sprechblase «Feels good man» dargestellt. Mit der Zeit entstanden laut Vox.com die sogenannten Rare Pepes – neue, schräge und nicht selten etwas beleidigende Pepes.
Seine Beliebtheit wurde bis im Jahr 2015 so gross, dass er auf einer Liste von «Daily News» als Nummer sechs der wichtigsten Internet-Memes geführt wurde und auf Tumblr zum meist-geteilten Meme überhaupt wurde.
«Diese Antisemiten kennen keine Scham»
Weil aber in den letzten Jahren und in den vergangenen Monaten im Zusammenhang mit dem US-Präsidentschaftswahlkampf vermehrt auch rassistische, antisemitische und sonst diskriminierende Versionen von Pepe aufgetaucht seien, habe man diese Art von Bildern indiziert, wie es auf ADL.org weiter heisst.
Gegenüber CNN sagte Jonathan A. Greenblatt, CEO der ADL: «Einmal mehr haben Rassisten ein populäres Internetphänomen genommen und es für ihre eigenen bigotten und beleidigenden Zwecke entfremdet. Diese Antisemiten kennen keine Scham.»
Die Verwendung von Pepe für rassistische Internet-Memes wird der Alternativen Rechten, der sogenannten Alt-Right, zugeschrieben. Diese Gruppierungen haben dieses Jahr in grösserem Masse Aufmerksamkeit erhalten durch ihre lautstarke Unterstützung von Donald Trump.
Auf die ganz grosse Bühne des Wahlkampfs trat Pepe am 13. Oktober 2015, als Donald Trump diesen Tweet absetzte:
Am 11. September dieses Jahres postete Donald Trump Junior auf Instagram ein Bild, auf dem sein Vater zusammen mit verschiedenen prominenten Unterstützern in Anlehnung an den Film «The Expendables» als «The Deplorables» bezeichnet wurden. Einer der Köpfe auf dem Filmplakat wurde durch Pepe den Frosch ersetzt.
Auf Twitter machten sich zahlreiche Trump-Anhänger über die Aufnahme von Pepe in die Liste der Hass-Symbole lustig.
«Der Wahnsinn bricht aus. Wer hätte gedacht, dass ein Frosch so gefährlich ist?», fragt etwa dieser User.
«Wer so einfach durch einen Frosch provoziert wird, sollte keinen Zugang zu den Atombomben-Codes haben. Ungeeignet, Präsident zu sein», schreibt Userin MeLyn. Sie spielt damit zum einen auf einen Tweet von Hillary Clinton an, in dem sie Trump als ungeeignet für die Präsidentschaft bezeichnet, weil er sich von Tweets provozieren lasse, und zum anderen auf einen Artikel auf Clintons Kampagnen-Website, in dem es um Trump, Pepe und Rassismus geht.
Pepe-Erfinder Matt Furie glaubt an eine Phase
Aber nicht nur Trump-Anhänger finden die Aufnahme von Pepe in die Hass-Symbol-Liste merkwürdig oder übertrieben.
«Wie kommt man bloss dazu, Pepe als Hass-Symbol zu bezeichnen?», fragt sich Mason Smith, ein Anhänger von Bernie Sanders.
Und auch Jesus Ramos, der sich gern über Trump-Fans lustig macht, hält gar nichts von Pepe auf der ADL-Liste:
Den Schöpfer von Pepe, Matt Furie, lässt die ganze Diskussion weitgehend kalt. In einem Interview mit «The Atlantic» sagte er: «Das ist doch nur eine Phase. Und wenn der November vorbei ist (nach der Präsidentenwahl am 8. November, die Red.), wird einfach eine neue Phase beginnen.» In einem anderen Gespräch mit dem «Esquire» nahm er die ganze Angelegenheit allerdings nicht mehr ganz so leicht: «Ich finde es zwar Sch***, aber ich kann es genauso wenig kontrollieren, wie sonst jemand Frösche im Internet kontrollieren kann.»