Spanischer DiktatorFranco lieferte den Nazis Juden-Listen
Der spanische Diktator Francisco Franco inszenierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Judenretter. In Wirklichkeit liess er den Nazis Namenslisten zukommen.

Adolf Hitler und Francisco Franco bei ihrem Treffen am 23. Oktober 1940 in Hendaye.
Wie die Zeitung «El País» am Sonntag berichtete, forderte das Franco-Regime im Mai 1941 in einem Rundschreiben sämtliche Provinzbehörden auf, vollständige Informationen über in Spanien lebende nationale oder ausländische Juden zu liefern. Zur Begründung habe es geheissen, der «Neue Staat», also das Franco-Regime, müsse vor den «Machenschaften dieser gefährlichen Menschen» geschützt werden.
Die Behörden sollten detaillierte Informationen über politische Einstellungen, Lebensweise und den «Grad der Gefährdung» liefern, die von den in Spanien lebenden Juden ausgehe. «El País» zufolge wurden rund 6000 Namen erfasst. Vertreter des Franco-Regimes leiteten die Informationen an die deutsche Botschaft in Madrid weiter. Da Spanien im Zweiten Weltkrieg nicht an der Seite Deutschlands kämpfte, blieben die Listen ohne Folgen.
Hitler über undankbaren Franco erzürnt
Im Oktober 1940 war es an der französisch-spanischen Grenze zum einzigen Treffen zwischen Adolf Hitler und Francisco Franco gekommen. Der Spanier liess sich jedoch nicht in den Krieg hineinziehen, obwohl ihn Hitler im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) grosszügig unterstützt hatte, unter anderem bei der Bombardierung der baskischen Stadt Guernica durch die deutsche «Legion Condor».
Der «Führer» soll danach erklärt haben, er lasse sich lieber einige Zähne ziehen, als noch einmal mit dem undankbaren Franco zu verhandeln. Dieser wollte sich nach allen Seiten absichern, weshalb er einerseits die Juden-Register anlegen liess, auf der anderen Seite aber auch Tausenden vor den Nazis geflüchteten Juden den Transit nach Portugal erlaubte, von wo aus sie nach Übersee oder Palästina weiterreisen konnten.
«Menschliche Haltung Spaniens»
Nach dem Krieg betonte Franco diesen Aspekt, um sich vor allem bei den USA in ein gutes Licht zu rücken. Mit Erfolg: So zeigte sich die ehemalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir laut dem «Guardian» in einem Interview dankbar für «menschliche Haltung Spaniens während der Hitler-Zeit». Die Juden-Register liess Franco vernichten, allerdings blieben Teile davon in den Archiven der Provinzregierungen erhalten. (pbl/sda)